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(GZ-5-2023)
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► Bayerischer Urban-Gardening-Kongress in Veitshöchheim:

 

Stadt trifft Garten

Mit dem Urban Gardening ist das Grün wieder in den Städten angekommen. Neben der umweltschonenden Produktion und dem Erhalt der biologischen Vielfalt steht beim Stadtgärtnern auch der soziale Austausch in Gemeinschaftsgärten im Vordergrund: So wird gemeinsam gepflanzt, gepflegt und geerntet. Immer mehr Städte schaffen dafür gärtnerisch nutzbare Freiflächen. Doch wie geht es beim Urban Gardening weiter? Wie schließt die Stadtplanung von morgen das Urban Gardening schon heute mit ein? Antworten darauf – auch zum Anfassen – lieferte der 3. Bayerische Urban-Gardening-Kongress in Veitshöchheim, organisiert von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau gemeinsam mit dem Verband Ehemaliger Veitshöchheimer, dem Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Bayern sowie dem Bayerischen Landesverband für Gartenbau und Landespflege.

Rund 120 Teilnehmer informierten sich über aktuelle Themen des Urban Gardening. Informative Vorträge sowie die begleitende Fachausstellung, in der man neue Projekte und innovative Begrünungssysteme entdecken konnte, trugen zu einem regen Austausch bei.

Monika Egerer (TU München) präsentierte zunächst Erfahrungen und Forschungsergebnisse aus Gemeinschaftsgärten. Hier wurde transdisziplinär untersucht, inwiefern in solchen Gartenprojekten die biologische Vielfalt und Ökosystemleistungen verbessert werden können.

Wiener Erfahrungen

In Wien konnte die Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau Schönbrunn Erfahrungen in verschiedenen Urban-Gardening-Projekten sammeln. Vor allem öffentliche Grünanlagen und historische Parks werden zunehmend für Gartenprojekte attraktiv. Neben der Gemeinschaft steht hier auch die Produktion von eigenem Gemüse im Vordergrund, wie Wolfgang Palme betonte.

Die „Maker of sustainable spaces”, zu Deutsch „Gestalter nachhaltiger Räume“, beschäftigen sich mit verschiedenen urbanen Gartenprojekten in den Niederlanden und darüber hinaus. Zahlreiche Möglichkeiten für eine nachhaltige Stadtentwicklung und mehr Grün auf Gebäuden wurden bereits weltweit umgesetzt. Sowohl Krankenhäuser als auch Restaurants und Hotel-Dächer eignen sich für verschiedene Begrünungsformen. Kelai Diebel präsentierte interessante Beispiele aus der ganzen Welt – von Berlin und Kopenhagen über Boston bis Singapur.

Die LWG Veitshöchheim betreute in den vergangenen Jahren Urban-Gardening-Demonstrationsgärten in ganz Bayern. Laut Gundula Holm (AELF Fürth-Uffenheim) und Florian Demling (LWG) entstanden ab 2019 aus einem Pilotprojekt in Fürth und Erlangen sechs neue Schaugärten. Von der Flächenvorbereitung über Führungen bis zur Ernte waren zahlreiche Kooperationspartner beteiligt.

Demonstrationsgärten

Unter dem Motto „Lust auf Gemüse in der Stadt“ wurden bis 2022 in den Demonstrationsgärten verschiedenste Anbaumethoden vom Hochbeet über den Kistengarten bis hin zum Anbau von Gemüse und Kräutern an der Wand gezeigt. Vor allem Familien und junge Erwachsene, die sich mit den Themen Saisonalität und Regionalität beschäftigen, fanden Anregungen und Beispiele für den Anbau gesunder Lebensmittel, auch als Beitrag zur Wiederbelebung der Stadtnatur.

Neue Nutzer

Mit dem Projektende 2022 wurden einige Demonstrationsgärten an neue Nutzer übergeben. Diese übernehmen die Betreuung und Pflege der Beete und bewirtschaften diese in:

  • Schweinfurt (Unterfranken): Betreuung als Schulgarten durch das Olympia-Morata-Gymnasium und die Stadt Schweinfurt
  • Bamberg (Oberfranken): Nutzung von Beeten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bamberg und im Gemeinschaftsgarten Zapfendorf
  • Augsburg (Schwaben): Nutzung der Beete für ein soziales Projekt der Hochschule Augsburg
  • Passau (Niederbayern): Betreuung als Studierendengarten der Universität Passau
  • München (Oberbayern): Der Münchner Projektgarten erfährt Dank der großen Nachfrage aus der Bevölkerung und dem aktuellen Thema Klimafürsorge eine Neuausrichtung als Klimawandel-Garten. Die Eröffnung ist für Mai 2023 geplant.

In Kurzvorträgen stellten verschiedene Initiativen ihre Erfahrungen beim Gärtnern im städtischen Raum vor. Die Stiftungsinitiative der „Urbanen Gärten München“ setzt sich für den Erhalt der bestehenden urbanen Gärten und das Schaffen von weiteren Gärten ein, damit künftig allen Münchnern in fußläufiger Reichweite eine Möglichkeit zum Gärtnern zur Verfügung steht. Bildungsangebote wie der „Bodenkoffer“ sollen die Gärten unterstützen, um das Thema erlebbarer zu machen. Die lockere Gruppe „Essbare Stadt Bamberg“ von Transition Bamberg hat in den vergangenen Jahren bereits rund 70 Hochbeete in ganz Bamberg aufgestellt. Diese entstanden meist in Nachbarschaften und Anwohner können dann dort ihr eigenes Gemüse pflanzen und ernten.

Neumarkt und Nürnberg

Um einer Auflösung entgegenzuwirken, hat der Verein für Gartenbau und Landespflege Stadt Neumarkt „Urban Gardening“ für sich genutzt. Neue und jüngere Mitglieder konnten durch Gartenprojekte in der Stadt für den Verein gewonnen werden und somit für eine stabile Zusammensetzung sorgen. In Nürnberg entsteht aktuell ein weiteres Gartenprojekt in der Stadt: ein Weltacker. Nach dem Berliner Vorbild steht hier die Nachhaltigkeit der Nahrungsmittelproduktion im Vordergrund. Eine verdichtete Fläche wurde dazu entsiegelt und ab diesem Jahr als Schaufläche genutzt.

Fazit: Der Bayerische Urban-Gardening-Kongress zeigte zahlreiche neue Ansätze auf, wie Gärtnern in der Gemeinschaft und die Entwicklung von Städten in der Zukunft gestaltet werden kann. Deshalb ist Urban Gardening auch in Zukunft nicht nur ein Trend, sondern fester Bestandteil der Gesellschaft.

DK

 

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