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(GZ-9-2023)
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► Natur und Trinkwasser schützen für die Zukunft:

 

30 Jahre Ökolandbau im Mangfalltal

 

Die SWM verantworten die sichere und zuverlässige Trinkwasserversorgung Münchens. Gemeinsam mit Behörden, Ämtern und den Menschen in der Region sorgen sie seit jeher dafür, dass die Qualität des Wassers auch für nachfolgende Generationen bewahrt wird. Eine der vielen Maßnahmen die herausragende Qualität weiter zu sichern, ist die Förderung des Ökolandbaus im Gewinnungsgebiet Mangfalltal. Sie hat maßgeblich dazu beigetragen, die Nitratwerte des Trinkwassers signifikant zu senken. Diese Initiative feiert nun 30. Geburtstag. Aus Anlass des Jubiläums wurden jetzt in Valley die 23 Landwirtschaften der ersten Stunde für ihr Engagement geehrt.

Helge-Uve Braun, Technischer SWM-Geschäftsführer: „1992 hat die damalige Werkleitung der SWM das Projekt ‚Ökologischer Landbau‘ beschlossen. Und es wurde ein sehr großer Erfolg: 1993 starteten wir mit 23 landwirtschaftlichen Betrieben auf einer Fläche von 753 Hektar. Sie sind die Pioniere des Ökolandbaus und werden heute zurecht für ihre Weitsicht geehrt. Inzwischen haben 185 Partnerbetriebe mit einer Fläche von zusammen 4.650 Hektar auf ökologische Landwirtschaft umgestellt. Ein Erfolgsmodell, das übrigens überregional und international viele Interessenten und Nachahmer gefunden hat.“

Jahrzehntelange Loyalität

Rainer List, Leiter der SWM-Wassergewinnung: „Am Anfang gab es noch ordentlich Gegenwind. Worte wie ‚ökologisch, damisch!‘ flogen einem da bei Versammlungen um die Ohren und manches derbe Wort. Kurz, es kostete einiges an Überzeugungsarbeit, bis sich die ersten Landwirte zur Umstellung entschließen konnten. Das hat sich aber bald und sehr grundlegend geändert. Die Ökobauern sind die Partner aller Münchnerinnen und Münchner beim Umwelt- und beim Trinkwasserschutz. Danke für die inzwischen jahrzehntelange Loyalität. Gemeinsam schützen wir Natur und Trinkwasser heute und für die Zukunft.“

Seit Mitte der 1960er-Jahre war eine zunehmende Nitrat-Belastung des Münchner Trinkwassers messbar. Anfang der 1990er-Jahre stieg sie in einer Referenzquelle auf fast 15 Milligramm pro Liter. Das ist zwar noch weit unter dem Grenzwert der Trinkwasserverordnung, der damals wie heute bei 50 mg/l liegt, jedoch zeigte der Trend weiter nach oben. Gleichermaßen konnte man erstmalig auch Spuren von Pestiziden nachweisen. Untersuchungen erkannten als Grund dafür die Überdüngung durch die Landwirtschaft im Mangfalltal – eine zunehmende Gefahr für Gewässer und Böden.

Um einen weiteren Anstieg der Werte zu verhindern, beschlossen die SWM ein neues Trinkwasserschutzprogramm mit umfassenden Investitionen in den Einzugsbereichen. Dazu gehörten die intensive wissenschaftliche Erkundung des Untergrunds, eine geordnete Abwasserbeseitigung, der weitere Grundstückserwerb durch die SWM und eine gewässerschonende Bewirtschaftung.

Die Geburt des Ökolandbaus im Mangfalltal

In enger Zusammenarbeit zwischen den SWM, den Öko-Verbänden Naturland, Bioland und Demeter, dem Bauernverband und den städtischen Gütern der Landeshauptstadt München wird daraufhin eine revolutionäre Idee geboren: ökologischer Landbau innerhalb eines anfangs über 6.000 Hektar großen Umstellungsgebiets. Es umfasst die Trinkwasserschutzgebiete Mühlthal und Reisach-Gotzing-Thalham Süd und Nord und geht weit darüber hinaus. Die SWM unterstützen Betriebe finanziell und gleichen damit die Verluste bei der Umstellung von konventioneller auf ökologische Landwirtschaft über anfangs sechs, später 18 Jahre aus.

23 Betriebe machen 1993 den Auftakt und unterschreiben den Kooperationsvertrag mit den SWM. Sie sind die „Ökobauern“ der ersten Stunde. Mit einer wachsenden Zahl der Partnerbetriebe entwickelt sich auch das Projekt im Lauf der Jahre weiter. So wird auch der Bereich der Münchner Schotterebene miteinbezogen und das seit 1993 bestehende Umstellungsgebiet um das sogenannte regionale Erweiterungsgebiet vergrößert. Es wächst damit auf rund 9.000 Hektar an. Heute sind mehr als 185 landwirtschaftliche Betriebe Partner der SWM im ökologischen Landbau.

Zusammen bewirtschaften sie eine Fläche von ca. 4.650 Hektar – eines der größten ökologisch bewirtschafteten Gebiete in Deutschland. Vor allem durch die Umstellung auf Ökolandbau konnte der Nitratwert des Münchner Trinkwassers deutlich und nachhaltig gesenkt werden. Er liegt heute bei durchschnittlich 6,3 mg/l. Die aktuellen Analysewerte finden sich auf www.swm.de/wasser.

Schutz des Grundwassers

Ökologischer Landbau schützt den Boden und somit das Grundwasser. Bodenbewirtschaftung und Tierhaltung bilden einen biologischen Kreislauf. Es werden nur betriebseigene Naturdünger benutzt, die boden- und pflanzenverträglich aufbereitet wurden. Gülle aus konventioneller Tierhaltung sowie chemisch-synthetische Dünge- und Pflanzenschutzmitteln sind tabu.

Ökologisch bewirtschaftete Betriebe halten zudem grundsätzlich nur so viele Tiere, wie sie durch selbsterzeugtes Futter ernähren können. Das sind zum Beispiel zwei Milchkühe pro Hektar. Der Zukauf von Futter- und Düngemitteln ist streng limitiert. Massentierhaltung ist damit ausgeschlossen. Darüber hinaus werden alle Tiere artgerecht gehalten. Das ist gut für das Wohl der Tiere. Alle Öko-Betriebe werden regelmäßig durch unabhängige, vom Landwirtschaftsministerium zugelassene Kontrollstellen auf Einhaltung der strengen Anbau- und Tierhaltungsrichtlinien geprüft.

Kooperation mit Öko-Verbänden, Molkereien und Unser Land

Ein Zusatznutzen der artgerechten Tierhaltung im Mangfalltal: die gute Fleisch- und Milchqualität. Die SWM unterstützen zusammen mit Öko-Verbänden wie Bioland und Naturland ihre Partnerbetriebe bei der Vermarktung der Bio-Erzeugnisse. Wer sich nachhaltig ernähren und gleichzeitig zur Reinhaltung des Münchner Trinkwassers beitragen möchte, der tut dies, indem er Produkte aus dem Mangfalltal kauft.

Bestes Trinkwasser aus intakter Natur

Aufgrund der vereinten Anstrengungen von SWM, Ökobauern und städtischer Forstverwaltung für den Wasserschutzwald ist das Münchner Trinkwasser eines der besten Europas. Es übertrifft die Anforderungen der Trinkwasserverordnung bei Weitem. Mit mehr als 1.200 Proben im Monat wird diese Qualität überwacht. Quellfrisch und unbehandelt fließen täglich bis zu 350 Millionen Liter Trinkwasser nach München. Gewonnen wird es im Voralpenland (Mangfall- und Loisachtal) sowie in der Münchener Schotterebene.

 

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