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(GZ-9-2023)
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► Quelle allen Lebens:

 

Wasser braucht mehr Fürsorge

 

Dem (Grund-)Wasser in Bayern geht es suboptimal und weltweit eher schlecht. Schon der 1968 gegründete Club of Rome hat in seinem 1972 erstmals veröffentlichten, bis heute weitgehend gültigen Standardwerk „Die Grenzen des Wachstums“ vor dem hemmungslosen Ressourcenverbrauch einschließlich der Quelle allen Lebens, dem Wasser, gewarnt. Einer der Haupttreiber der Ressourcenplünderung und damit auch des Klimawandels ist mehr denn je eine weitgehend unkontrollierte Zunahme der Weltbevölkerung. Die Zunahme der Bevölkerung in Deutschland und insbesondere auch in Bayern ist weniger einem ungezügelten Fortpflanzungstrieb geschuldet als vorwiegend einer kontinuierlichen Zuwanderung. Wo immer aber Menschen vermehrt leben, wächst der Ressourcenverbrauch, in erster Linie also auch der Wasserverbrauch samt entsprechender Abwassermengen. Bemühe daher niemand den klassischen Politikersprech: „Das konnte ja wirklich niemand voraussehen …“

Die Wirksamkeit von Warnungen vor unangenehmen Wahrheiten ist bis heute marginal, weshalb es selbst in solch vergleichsweise wasserreichen Regionen wie Mitteleuropa oder auch Bayern einer verstärkten Fürsorge für die Ressource Wasser bedarf, die über wohlmeinende standardisierte Politikäußerungen hinausgehen. Selbst Bayerns Ministerpräsident Markus Söder will inzwischen einen sogenannten Wasserpfennig einführen, um mit den Erlösen notwendige Wasserschutzmaßnahmen zu finanzieren und die Verschwendung der Ressource Wasser abzumildern. Auch zogen die beiden bayerischen Regierungsparteien (CSU und FW) ihre Anträge zur Aufweichung des Trinkwasserschutzes zugunsten einer Erleichterung bei der Trinkwasserausbeutung zurück.

Quadratur des Kreises

Ganz in diesem reanimierten Wasser-Bewusstsein beschäftigte sich auch die diesjährige Fachtagung Wasser des VBEW (Verband der bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e. V.) im unterfränkischen Schweinfurt mit der bedrohten Ressource Wasser. Es gilt die Quadratur des Kreises, wie man Politik und Wähler dazu bringt, sorgsamer mit dem Lebenselexier Wasser ohne Mehrkosten und Komforteinschränkungen umzugehen.

Rund 100 Fachleute der bayerischen Wasserwirtschaft diskutierten über die Herausforderung, bei kontinuierlich und spürbar sinkenden Grundwasserständen, ausbleibenden und ungleich verteilten Niederschlägen die zu 90 Prozent in Bayern aus dem Grundwasser stammende Wasserversorgung dauerhaft zu sichern; dem steht mit Rücksicht auf die Landwirtschaft entgegen, dass nur fünf Prozent der Landesfläche Bayerns als Wasserschutzgebiete ausgewiesen sind. Trotz trockenfallender Trinkwasserbrunnen und Oberflächengewässer in den immer heißer werdenden Sommermonaten bleibt es in Sachen nachhaltigem Wasserhaushalten überwiegend bei wohlklingenden Lippenbekenntnissen (z. B. MP Söder: Es brauche eine Wasserstrategie, ohne Panik, aber doch mit Nachdruck, die von einem Runden Tisch erarbeitet werden solle); sowas kann dauern.

Wasserschutz ist das Gebot der Stunde

Schließlich soll es für die Menschen im Land nicht zu teuer werden, auch die Gärten, die wochenendliche Autowäsche und der Swimmingpool sollen in gewohnter Weise auf das Wasser zugreifen dürfen und die Landwirtschaft darf weiter mit „antiquierten“ Bewässerungsmethoden ihre Böden befeuchten, statt von trockeneren Ländern wie Israel nachhaltigen Wasserumgang zu lernen oder gar große Wasserspeicher in Form von Talsperren (da wird die Rechnung in Deutschland ohne die Umwelt- und Naturschützer gemacht) anzulegen.

Ob der Appell von Marcus Steurer, Vorsitzender der VKU-Landesgruppe Bayern, Gehör findet, dass Trinkwasser mehr denn je höchste politische und gesellschaftliche Wertschätzung bräuchte und mehr Wasserschutz das Gebot der Stunde sei, wird die Zukunft zeigen.

Viel Zeit bleibt nicht mehr und ein erster Schritt wäre, die ungebremste Versiegelung von Sickerflächen (z. B. durch Nachverdichtung, pflegeleichte Steingärten, flaches Bauen, großflächige Gewerbegebiete u.v.a.) sofort zu stoppen. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt und so geht Detlef Fischer, Hauptgeschäftsführer des VBEW, davon aus, dass bei der diesjährigen Schweinfurter Fachtagung Wasser das Kirchturmdenken in der bayerischen Wasserwirtschaft mit ihren über 2.000 Wasserversorgern ein Ende gefunden hat. Sichtbares Zeichen in der interkommunalen Zusammenarbeit ist die neue 26 Kilometer lange Verbundleitung von Schweinfurt bis in den Steigerwald, durch die allerdings noch kein Tropfen Wasser gespart wurde.

Kernproblem besteht

Die Umverteilung von Wasser mag zwar kurzfristig helfen, die trockneren Landesteile zu befeuchten; das Kernproblem sinkender Grundwasserpegel wird dadurch nicht ansatzweise gelöst. Die Auswirkungen des Klimawandels mit zu warmen, schneearmen und trockenen Wintern sowie immer heißeren Sommern sind unumkehrbar. Also sollte die Politik der Bevölkerung reinen Wein einschenken, dass es so auf Dauer nicht weitergehen kann. Die betroffenen Menschen müssen lernen, mit weniger Wasser zu leben und Lösungen zu finden, mit der lebenswichtigen Ressource Wasser sorg- und sparsamer umzugehen. Laut bayerischem Landesamt für Umwelt zeigen bereits 61 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessungen niedrige bzw. sehr niedrige Pegelstände. Eine Etage tiefer sind über 70 Prozent vom Niedrigwasser betroffen.

Regelungen beim Düngerecht

Bayerns Argrarministerin Michaela Kaniber sieht die bayerischen Landwirte, die ja erheblichen Anteil an den Auswirkungen auf Bayerns Grundwasservorkommen haben, bereits jetzt als Vorreiter beim Gewässerschutz. Das werde aber seitens der Ampelregierung in Berlin nicht entsprechend honoriert. Daher forderte sie über eine entsprechende im Bundesrat eingebrachte Entschließung erneut die vom Bund versprochene verursachergerechte Regelungen beim Düngerecht ein. Unter anderem sollen Betriebe, die im Rahmen von freiwilligen Kooperationen mit Wasserversorgern ihre Felder schon besonders grundwasserschonend bewirtschaften, von Auflagen befreit werden können.

JK

 

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