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(GZ-10-2023)
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► Ländliche Baukultur:

 

Staatspreise für Meisterstücke

 

Gebäude prägen das Gesicht der Dörfer. Leerstehende und stark vernachlässigte Bausubstanz beeinträchtigt das Ortsbild und das Lebensgefühl der Dorfbewohner. Am 19. Oktober wird die für die Ländliche Entwicklung zuständige Staatsministerin Michaela Kaniber bei einem Festakt in der Münchner Residenz unter anderem sechs kommunale Bauherren für den beispielhaften Erhalt des baukulturellen Erbes in den Dörfern und die Innenentwicklung mit dem Staatspreis auszeichnen. Dotiert sind die Preise mit jeweils 3.000 Euro.

Am Rande von Walting (Landkreis Eichstätt) werden in einem präzise gesetzten Neubau Schulnutzung und ein Gemeinschaftshaus vereint. Der Bau selbst überzeugt laut Jury mit seiner Gestaltung, Materialwahl und Ausführung von hoher Qualität in den Innerräumen und in den umgebenden Außenflächen. Hofartig umschlossen bilden diese einen spannungsvollen räumlichen Gegensatz zur direkt angrenzenden offenen Kulturlandschaft. So werden Ortsrand und der Zugang zur Landschaft in sorgfältiger und zurückhaltender Weise definiert.

Mit der Neugestaltung des Dorfangers in Großkonreuth, einem Gemeindeteil des Marktes Mähring im Landkreis Tirschenreuth, entstand unter intensiver Einbeziehung der Dorfgemeinschaft ein vielfältig nutzbarer Freiraum und beliebter Treffpunkt für alle Generationen. Der einfache, klare Baukörper, der sich ganz selbstverständlich in den örtlichen Kontext einfügt und die ebenso angepasste Freiraumgestaltung tragen zu einer wesentlichen städtebaulichen Aufwertung an zentraler Stelle bei und leisten einen guten Beitrag zur sozialen Dorfentwicklung.

In Riglasreuth, einem Gemeindeteil der Gemeinde Neusorg im Landkreis Tirschenreuth, war das 1952 errichte Vereinsheim aufgrund seines desolaten Bauzustands nicht mehr nutzbar und vom Leerstand bedroht. Nach der gelungenen Instandsetzung steht es als moderne Tagungsstätte der gesamten Dorfgemeinschaft als Treffpunkt zur Verfügung. Die Instandsetzung des „Kolpinghauses“ ist eine zeitgemäße Botschaft zum Erhalt der Grauen Energie der 1950er Jahre-Bauten und zum Grundsatz des „Bewahrens und Weiterbauens“ anstelle des Abbruchs und Neubaus.

Der Neubau des Dorfgemeinschaftshauses mit Feuerwehrhaus in Carlsgrün, einem Gemeindeteil des Staatsbades Bad Steben im Landkreis Hof, stärkt die Qualität des zentralen historischen Dorfangers. Er ist Treffpunkt für Jung und Alt und stellt somit einen bedeutenden Beitrag für die Innenentwicklung von Carlsgrün dar. Mit der Baumaßnahme fand das städtebaulich störende alte Feuerwehrhaus einen neuen und passenderen Standort. Der Gemeindesaal wird multifunktional von der Feuerwehr, den örtlichen Vereinen und der Dorfgemeinschaft genutzt.

Sorgfältige Freiraumgestaltung

Wallesau, ein Gemeindeteil der Kreisstadt Roth, erhält durch Sanierung, Umbau und Ergänzung eines historischen Gebäudeensembles eine hochattraktive Mitte für das Dorfleben. Bemerkenswert ist, wie Gebäuden mit vermeintlich niederwertigen Programmen eine besondere Sorgfalt in der Gestaltung geschenkt wird. Die umgebende Freiraumgestaltung ist besonders erwähnenswert. Es entsteht ein zurückhaltend, dennoch sorgfältig gestalteter Dorfplatz, der den Anforderungen für klimagerechte Gestaltung von Freiräumen vorbildlich Rechnung trägt.

An prominenter Lage im Dorf Gutenberg, einem Ortsteil der Gemeinde Oberostendorf im Landkreis Ostallgäu, entstehen durch Umbau im ehemaligen Mesner- und Lehrerhaus attraktive Räume für die Dorfgemeinschaft. In Gutenberg gelingt damit einerseits die Wiedernutzung eines identitätsstiftenden Leerstands. Andererseits werden durch das hochwertige Raumangebot im Innen- wie auch Außenraum auch neue Nutzungen in den Kern des Dorfes geholt.

Die Sieger wurden aus rund 1.700 Projekten ausgewählt, die in den vergangenen zwei Jahren im Zuge der Dorferneuerung umgesetzt und staatlich gefördert worden waren. Insgesamt hat der Freistaat über 75 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Die Mittel sind Kaniber zufolge gut angelegt:

„Die Dorferneuerung verbessert die Lebensqualität im ländlichen Raum, fördert die Attraktivität und Innenentwicklung der Dörfer, reduziert den Flächenverbrauch und stärkt die regionale Wertschöpfung“, so die Ministerin. Die Staatspreise „Dorferneuerung und Baukultur“ werden alle zwei Jahre vergeben. Die Entscheidung fällt eine Kommission aus Architekten, Heimatpflegern und Fachleuten der Verwaltung für Ländliche Entwicklung.

DK

 

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