(GZ-10-2023) |
► Pestel-Institut präsentiert Studie: |
„Wohnen im Alter“ |
Bundesweit fehlen einer Studie des Pestel-Instituts Hannover zufolge etwa 2,2 Millionen barrierearme und altersgerechte Wohnungen. Mit dem Eintritt der geburtenstarken Jahrgänge der „Babyboomer“ in die Rente werde die Lücke in den nächsten Jahren enorm steigen, betonte Institutsleiter Matthias Günther im Rahmen der Internationalen Bau-Messe in München. Zugleich dürften künftig zahlreiche Rentner die steigenden Mieten und Wohnkosten kaum mehr bezahlen können. Deutschland sei auf bestem Weg in die „graue Wohnungsnot“.
Laut der Untersuchung werden in 20 Jahren über 21 Millionen Menschen zur Altersgruppe „67plus“ gehören - rund 3,6 Millionen mehr als heute. Der Anteil an Senioren, die für ihren Lebensunterhalt auf staatliche Unterstützung angewiesen sind, werde in den kommenden 15 Jahren deutlich steigen. „Wenn die Wohnkosten auch durch die notwendigen Klimaschutzmaßnahmen weiter wie im Tempo der letzten Jahre steigen, wird es für die Senioren von morgen finanziell eng“, warnte Institutsleiter Günther.
Darüber hinaus sei der Wohnungsmarkt auf die kommende Rentnergeneration nicht vorbereitet. Nur rund 600.000 Rentnerhaushalte lebten heute in barrierefreien, für Rollator und Rollstuhl geeigneten Wohnungen, ohne Treppen und mit stufenfreiem Zugang zur Dusche. Im Jahr 2040 würden aber 3,3 Millionen solcher Wohnungen gebraucht, damit alte Menschen möglichst lange zu Hause bleiben können. Trotzdem bremse der Bund den altersgerechten Umbau von Wohnungen sogar aus, stellte Günther fest. Die staatliche KfW-Bank biete heute keine Zuschüsse mehr dafür an. Notwendig wäre ein Förderprogramm für altersgerechten Neu- und Umbau von mindestens einer halben Milliarde Euro pro Jahr.
Die Studie „Wohnen im Alter“ hat das Pestel-Institut im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) erstellt. Mit seinen Fachgruppen nimmt dieser aktuell das altersgerechte Bauen und Umbauen mit pragmatischen Angeboten und Beratungen praxisnah in den Blick.
Strategischer Sanierungsplan erforderlich
Nach Darstellung von BDB-Präsidentin Katharina Metzger konzentriere sich die Bundesregierung derzeit stark auf den Klimaschutz. Das seniorengerechte Bauen und Sanieren drohe dabei in Vergessenheit zu geraten. Um die dringend gebrauchten Seniorenwohnungen zu schaffen, müssten Bund und Länder eine Doppelsanierungsstrategie fahren: Senioren- und Klimaschutz-Sanierungen seien zu koppeln. Es bringe nichts, bei einem Großteil bestehender Wohnhäuser am Ende zwei Mal eine Sanierungsphase durchzuziehen – erst für den Klimaschutz, dann fürs Seniorenwohnen. „Deutschland braucht endlich einen strategischen Sanierungsplan“, forderte Metzger.
DK
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