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(GZ-11-2023)
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► 1000 Schulen für unsere Welt:

 

Vom Schulbesuch zum Spendenmarathon in Sierra Leone

 

Mit dem Bau von Schulen weltweit Bildungszugänge zu ermöglichen, ist das Ziel der Initiative „1000 Schulen für unsere Welt“, die Landrat Stefan Rößle im Jahr 2018 ins Leben gerufen hat. Seit der Gründung ist die bundesweite Initiative auf über 200 spendenbasierte Schulbauprojekte im Globalen Süden angewachsen.

Die Grundschüler in Mankeneh begrüßen Landrat Stefan Rößle. Foto: Privat
Die Grundschüler in Mankeneh begrüßen Landrat Stefan Rößle. Foto: Privat

Viele der Projekte wurden durch Spendengelder aus dem Landkreis Donau-Ries ermöglicht. Zwei Schulen der Initiative in Sierra Leone erhielten nun Ende April persönlichen Besuch aus dem Landkreis. Landrat Stefan Rößle reiste in das westafrikanische Land, um eine von ihm und seiner Frau finanzierte Schule zu besuchen. Begleitet wurde er von Erwin Taglieber, der als Geschäftsführer der Taglieber Holzbau GmbH ebenso einen Schulbau in Sierra Leone ermöglichte. Organisiert wurde die private Reise von der internationalen Hilfsorganisation Street Child e.V., mit der zuvor beide Schulbauprojekte umgesetzt wurden.

Mankeneh - Eine Grundschule mit besonderer Widmung

Kurz vor Beginn der Regenzeit sind die Straßen in Sierra Leone staubig und trocken. Wer von der Hauptstadt Freetown nach Mankeneh fährt, muss mit einer Fähre den Rokel, den größten Fluss des Landes, überqueren. Das Dorf befindet sich ca. 150 km nordöstlich der Hauptstadt. Im Jahr 2020 wurde hier durch die Spende des Ehepaars Rößle eine neue Schule errichtet. Vor dem Schulbau absolvierten laut der Hilfsorganisation Street Child e.V. weniger als 70Prozent der Kinder aus Mankeneh eine Grundschulausbildung. Gerade in abgelegenen Regionen in Sierra Leone ist dieser Prozentsatz keine Seltenheit: Häufig fehlt es an Schulgebäuden oder der Weg zu nächsten Schule ist weit und damit für die Kinder zu gefährlich. In Mankeneh hat sich seit der Schuleröffnung die Situation deutlich verbessert. „Die Dorfgemeinschaft ist sehr stolz auf ihre neue Schule“, berichtet Landrat Rößle von seiner Reise, „die Schule wird von vielen Kindern besucht und ist zu einer Art Herzstück der Gemeinde geworden“. 

Neben unterschiedlichen Bedingungen an den jeweiligen Schulstandorten tragen persönliche Widmungen der Spender dazu bei, dass jedes Schulbauprojekt der Initiative „1000 Schulen für unsere Welt“ eine eigene Geschichte erzählt. In Mankeneh handelt diese Geschichte auch von zwei Sternenkindern, also Kindern, die vor, während oder kurz nach der Geburt verstorben sind. Das Ehepaar Rößle verlor in den Jahren 1988 und 1990 auf diese Weise zwei Kinder. „Für zwei Sternenkinder“ steht auf dem Schulschild in Mankeneh. Ihnen ist die Grundschule gewidmet.

Nach dem Schulbesuch in Mankeneh gibt es eine kleine Führung durch das Dorf. Foto: Privat
Nach dem Schulbesuch in Mankeneh gibt es eine kleine Führung durch das Dorf. Foto: Privat

Manjoro – Eine Schule mit landwirtschaftlichem Potential

Noch weiter im Norden, im Dorf Manjoro, steht der zweite, aus dem Landkreis finanzierte Schulbau. Hier konnte durch eine Spende der Taglieber Holzbau GmbH im Jahr 2018 eine Schule für Kinder im Junior-Sekundaralter (11 bis 14 Jahre) gebaut werden. Die in Manjoro gesammelten Eindrücke inspirierten Geschäftsführer Erwin Taglieber nun zu einer neuen Projektidee: So befindet sich ganz in der Nähe der Schule eine ungenutzte Fläche, die sich für eine landwirtschaftliche Nutzung anbietet.

Begleitet durch einen entsprechenden Ausbilder könnte die Fläche von den Schülern bewirtschaftet werden. Neben den landwirtschaftlichen Kenntnissen ließen sich durch ein solches Projekt auch Themen der Nachhaltigkeit anschaulich und kindgerecht vermitteln. Die Personalkosten für den Ausbilder will Erwin Taglieber selbst übernehmen. Ein passender Kandidat wurde auf der Reise bereits gefunden. Ehe das Pilotprojekt allerdings losstarten kann, gilt es nun noch ein paar organisatorische Fragen zu klären.

Der Sierra Leone Marathon – Die Flaggschiff-Spendenaktion von Street Child e.V.

Beide Schulbesuche waren eingebettet in ein umfangreiches Programm rund um den Sierra Leone Marathon, zu dem die Hilfsorganisation Street Child UK mit Sitz in London jährlich einlädt. Zum 10. Mal kamen dieses Jahr Läufer aus der ganzen Welt, mit und ohne Behinderung in der Stadt Makeni im Norden des Landes zusammen, um im Rahmen eines inklusiven Spendenmarathons auf die Situation armutsbetroffener Kinder in Sierra Leone aufmerksam zu machen und Spendengelder für neue Schulbauprojekte von Street Child e.V. zu sammeln. Die Hilfsorganisation ist in Sierra Leone bereits seit 2008 aktiv. Das allererste Projekt der Organisation unterstützte damals 100 Straßenkinder in Makeni und ermöglichte diesen den Weg zurück ins Schulsystem.

Gegründet wurde Street Child vor 15 Jahren in England durch Tom Dannatt. In den letzten Jahren konnten die Organisationsstrukturen weltweit ausgebaut werden, sodass zwischenzeitlich Projekte in 20 Ländern betreut werden und nun eine weitere Zweigstelle in Deutschland eröffnete. Makeni als erster Projektstandort bleibt mit dem dort stattfindenden Spendenmarathon jedoch von besonderer Bedeutung. Dieses Jahr konnte durch die Flagschiff-Spendenaktion eine Spendensumme von 156 000 Euro gesammelt werden und das, obwohl es am Marathontag Temperaturen von fast 40 Grad hatte. Landrat Rößle, der gemeinsam mit Erwin Taglieber eine Teilstrecke von 10 km absolvierte, freut sich über den Erfolg der Aktion, denn „mit 156 000 Euro lassen sich wieder einige Schulen bauen“.

Weitere Informationen

Gruppenfoto mit anderen Läufern vor der Startlinie des Sierra Leone Marathons. Foto: Privat
Gruppenfoto mit anderen Läufern vor der Startlinie des Sierra Leone Marathons. Foto: Privat

 

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