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(GZ-15/16-2023 - 3. August)
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► „Menschen.Ideen.Werte“:

 

Für mehr Wertschöpfung auf dem Land

Fachtagung der Verwaltung für Ländliche Entwicklung in Essenbach

 

Im niederbayerischen Essenbach öffnete die Fachtagung der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung ihre Tore, um unter dem Motto „Menschen.Ideen.Werte“ ein Forum für den Austausch von Ideen und Erfahrungen im Bereich der ländlichen Entwicklung zu bieten. Die rund 300 Teilnehmer erhielten wertvolle Einblicke in die aktuellen Trends und Best Practices der Branche und konnten dabei ihr Netzwerk erweitern.

MDirig. Leonhard Rill, Leiter der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung. Bild: Stefan Neumann/StMELF
MDirig. Leonhard Rill, Leiter der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung. Bild: Stefan Neumann/StMELF

Mehr Wertschöpfung im ländlichen Raum zu erzeugen, kann ohne kreative, unternehmerische Bürgerinnen und Bürger nicht funktionieren, so der Tenor. Die Ämter für Ländliche Entwicklung (ÄLE) fungieren dabei seit Jahrzehnten als wertvoller Partner, wie Leonhard Rill, Leiter der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung, in seiner Begrüßung unterstrich.

Dass die ÄLE zu den Vorreitern bei der Bürgerbeteiligung und der Vernetzung und Kooperation von Kommunen im ländlichen Raum zählen, hob Hubert Bittlmayer, Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, in seinem Impulsvortrag hervor.

„Unternehmerische Menschen sind essenziell für einen vitalen und wirtschaftlich schlagkräftigen ländlichen Raum. Mit ihrem Engagement schaffen dabei viele nicht nur einen Mehrwert für sich, sondern auch für ihre Heimatregion und zeigen, was regionale Wertschöpfung ausmacht“, betonte Bittlmayer.

Großartige Projekte

Welch großartige Projekte entstehen können, wenn Begeisterung, Engagement und Fachwissen aufeinandertreffen, beweisen zahlreiche Beispiele im ländlichen Raum. Dazu zählt die Bürger-Energie-Genossenschaft im Landkreis Pfaffenhofen. Gründungsmitglied und Aufsichtsratsvorsitzender Oliver K. Eifertinger zeigte auf, wie lokale Wertschöpfung durch Bürgerenergie erzeugt werden kann – ein Thema, das angesichts Energiekrise und Klimawandel aktueller denn je ist.

Die Bürger-Energie-Genossenschaft für den Kreis Pfaffenhofen war im Jahr 2012 auf Initiative des Energie- und Solarvereins ESV und mit Unterstützung der Kreisstadt gegründet worden. Sie will nach eigener Darstellung bürgerschaftliches Engagement, klimafreundliche Energie-Erzeugung und wirtschaftlichen Erfolg untrennbar verbinden. Sie initiiert und finanziert Projekte zur Erzeugung, Speicherung und Verteilung erneuerbarer Energien im Landkreis. Dazu zählen der Bürgerwindpark Pfaffenhofen, Repowering Wasserkraft Frechmühle und der Solarcarport am Bahnhof. Die landkreisweite BEG sieht sich mit derzeit mehr als 1.000 Mitgliedern als eine der aktivsten Bürger-Energie-Genossenschaften im Freistaat.

Wie es gelingen kann, Dorfläden und Direktvermarkter zu vernetzen, darüber informierte Katrin Moritz vom Maschinenring Ebersberg anhand des Portals „Landkramer“. Das Portal macht den Einkauf von Lebensmitteln aus der Region bequemer und ermöglicht Landwirten neue Absatzwege. Dabei werden auch handwerkliche Lebensmittelverarbeiter aus der Region eingebunden.

System mit Online-Shop und Abholstationen

Durch die MR Landkramer GmbH wurde ein neuartiges System mit Online-Shop und Abholstationen entwickelt: Bequem auf das Sortiment aller beteiligten Direktvermarkter aus der Region zugreifen, online bestellen und am Folgetag die Ware an der gewählten Abholstation (Hofladen, Bäcker, Metzger, Gasthäuser) erhalten. Kurze Fahrstrecken tragen so zu einem positiven Umwelt- und Klimaschutzeffekt bei. Im Sinne des genossenschaftlichen Gedankens ist für die Bürger ebenfalls eine Beteiligung möglich. Damit soll zugleich der gesamtgesellschaftliche Dialog gestärkt werden.

Alexander Treml von der Regiothek Passau stellte den Gästen die „RegiothekPlattform“ vor. Sie visualisiert Lieferketten von Erzeugern, Verarbeitenden, Einzelhändlern und Gastronomen, verbindet Verbraucher mit diesen Betrieben aus ihrer Region und unterstützt die Betriebe beim Weg in das digitale Zeitalter.

Plattform Regiothek

Das Unternehmen „Regiothek” begann als Projekt am Lehrstuhl für Data Science der Uni Passau und wurde im Oktober 2018 als eigenständige GmbH ausgegründet. Bereits der erste öffentlich einsehbare Prototyp der Plattform regiothek.de sorgte für Auszeichnungen auf EU- und Bundesebene.

Die Regiothek-Plattform sammelt von ihren Kunden Daten über Lieferanten, Abnehmer sowie Zutaten, kombiniert die Informationen und macht diese öffentlich einsehbar. Aktuell sind über 200 Betriebe involviert und es existieren über 19.000 Lieferbeziehungen. Zur Optimierung der Technologien bearbeitet die Regiothek GmbH u.a. seit 2021 das BMEL-geförderte KI-Forschungsprojekt SMAEG-Bot in Kooperation mit der Universität Passau (CENTOURIS und Lehrstuhl für Data Science).

Was es mit der Initiative „HeimatUnternehmen“ auf sich hat, darüber berichteten schließlich die beiden „HeimatEntwicklerinnen“ Lisa Späthe aus Frauenau und Lisa Ditz aus Zwiesel. Unter dem Motto „Aktivieren statt Alimentieren“ motivieren sie kreative und unternehmerische Menschen zu Projekten, die die Region vielfältiger und lebendiger machen.

„Als HeimatEntwicklerin finde ich Menschen, die mit Herzblut ihrer Sache nachgehen und nicht nur sich selbst, sondern auch das Fortkommen ihrer Region im Blick haben“, erläuterte Späthe. Mittlerweile gibt es im Bayerischen Wald bereits über 40 sogenannte Heimatunternehmer. Von Handwerkern über Kulturschaffende bis hin zum Landwirt oder Koch ist alles dabei und gemeinsam sind sie erfolgreicher als Einzelkämpfer.

DK

 

 

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