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(GZ-21-2023 - 9. November)
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► 46. Bayerischer Musikschultag in Erlangen:

 

„Musikschule wert(e)voll“

 

70 Jahre Sing- und Musikschule Erlangen: Zu diesem Jubiläum lud die Stadt Erlangen gemeinsam mit dem Verband Bayerischer Sing- und Musikschulen e. V. zum 46. Bayerischen Musikschultag ein. Vor dem Hintergrund des diesjährigen Mottos „Musikschule wert(e)voll“ beschäftigte sich der Musikschultag mit der gesellschaftlichen Relevanz sowie dem Werteverständnis der Musiklandschaft in Bayern und allen darin beteiligten Akteuren.

V.l.: VBSM-Präsident Landrat Martin Bayerstorfer, Preisträger Landrat Bernd Sibler und VBSM-Vorsitzender Markus Lentz. Bild: Silja Eisenweger
V.l.: VBSM-Präsident Landrat Martin Bayerstorfer, Preisträger Landrat Bernd Sibler und VBSM-Vorsitzender Markus Lentz. Bild: Silja Eisenweger

Im Rahmen des Festakts als kulturpolitischem Höhepunkt wies der Präsident des Verbandes Bayerischer Sing- und Musikschulen VBSM, Landrat Martin Bayerstorfer, darauf hin, dass neben dem Musizieren als Kernelement der Musikschularbeit der inklusive Anspruch bayerischer Sing- und Musikschulen, das Miteinander innerhalb der Musikschulfamilie sowie das Zusammenwirken von Musikschulen, ihren Kommunen und dem Freistaat zentrale Bestandteile seien.

Mitmachkampagne

Seit Oktober 2022 konnten sich alle Akteure innerhalb der Musikschulen (Eltern, Schüler, Lehrkräfte und Schulleitungen, Verwaltungskräfte, Träger wie auch Politiker) aktiv an einer Mitmachkampagne des VBSM beteiligen, in deren Rahmen Erfahrungen und Aussagen zum Leben und Lernen in der Musikschule gesammelt wurden. Dabei habe sich die Wertebasis der Musikschullandschaft in seinen Zielgruppen deutlich herauskristallisiert.

Gemeinsame Werte und Haltungen sind laut Bayerstorfer die Basis einer inklusiven Gesellschaft. „Sie können nicht verordnet werden, sondern brauchen Erfahrungsräume, in denen soziales und solidarisches Verhalten gelebt und individuell als positiv erlebt wird. Diese Räume schaffen öffentliche Sing- und Musikschulen, aber dafür benötigen sie die Unterstützung durch Eltern, Kommunen und den Staat. Als Kultur- und Bildungseinrichtungen tragen sie im Rahmen ihrer Zuständigkeit und ihrer Möglichkeiten zur Teilhabegerechtigkeit bei – und das aus tiefster Überzeugung und mit viel Herz.“

Mit der Verleihung der Carl-Orff-Medaille an Staatsminister a. D. Bernd Sibler ehrte der Verband Bayerischer Sing- und Musikschulen e. V. eine Persönlichkeit, die sich seit vielen Jahren in besonderer Weise für die öffentlichen Sing- und Musikschulen in Bayern und weit darüber hinaus engagiert. Sibler, so hieß es in der Laudatio, wisse um die Wichtigkeit von Musikschulen, insbesondere in kleineren Kommunen und im ländlichen Raum. Und so sei unter seiner Führung im Jahr 2015 die Kooperationsförderung eingeführt worden, die die Zusammenarbeit von Musikschulen mit Kindertagesstätten und allgemeinbildenden Schulen fördern soll. Denn hier seien im vergangenen Jahr 35.000 Schülerinnen und Schüler in 2.730 Kooperationen bereits zusätzlich in niederschwelligen Angeboten erreicht worden.

Brücken zwischen den Menschen bauen

Landrat Thomas Karmasin, Präsident des Bayerischen Landkreistags, hielt in diesem Jahr die Festrede und betonte gemäß dem Motto „Musikschule wert(e)voll“, dass vor allem jungen Menschen durch die Musikschule etwas für ihr Leben mitgegeben wird und die Musikschule Brücken zwischen den Menschen baut: „Musik ist für jeden zugänglich, unabhängig vom Geldbeutel und vom Bildungsgrad. Aber findet auch jeder Zugang zur Musik? Und hier kommen die Sing- und Musikschulen mit ins Spiel. Sie vermitteln diese Sprache, die alle Menschen verstehen und sie verbindet, ganz gleich woher man kommt. Sie überwinden die kulturellen und familiären Herkunftsunterschiede – sie überwinden Grenzen.“

Prägende Jahre

„Das erleben wir in ganz besonderer Weise in unseren bayerischen Landkreisen, wo wir von einer starken Partnerschaft mit den bayerischen Musikschulen zehren“, fuhr Karmasin fort. Rund 65.000 Unterrichtsstunden würden wöchentlich in den 219 Musikschulen im Freistaat abgehalten. Davon seien 123 in kommunaler Verantwortung. Im bundesweiten Vergleich zählten sie damit zu den Spitzenreitern. Rund 198.000 Schülerinnen und Schüler erreichten die Musikschulen schon heute. Dabei übernähmen sie Bildungsarbeit und gäben vor allem jungen Menschen etwas fürs Leben mit. 75 Prozent der Musikschüler seien zwischen 0 und 14 Jahren. Dies seien die prägenden Jahre unserer Kinder. „Man kann ohne Übertreibung sagen: Musikschulen sind diejenigen, die vor allem bei unserem Nachwuchs für den guten Ton sorgen“, unterstrich der Festredner.

Karmasin zufolge schaffen die Sing- und Musikschulen den Raum, damit Menschen über den Weg der Musik letztlich sich selbst weiterentwickeln. Besonders wichtig sei dabei, dass sie dies niederschwellig tun. Es werde ein Bündel an Tugenden vermittelt, die man auch sonst im Leben brauchen kann: Von Arbeitstugenden wie der Disziplin beim Üben über Kreativität bis hin zu sozialen Kompetenzen. Man könne zu sich selbst finden, aber vor allem durch das gemeinschaftliche Musizieren erlerne man Empathie und Achtsamkeit gegenüber Anderen. „Es ist für eine funktionierende Gesellschaft unendlich wichtig, dass ihre Mitglieder über diese Fähigkeiten verfügen oder es sind gerade diese Fähigkeiten, die in den High-Tech-Kinderzimmern beim Online-Gaming so oft auf der Strecke bleiben“, so der Landkreistagspräsident.

Großes Festkonzert

Neben dem Eröffnungskonzert, bei dem Musikschüler des Erlanger Musikinstituts e. V. (EMI) die Zuschauer mit auf eine Reise durch die Erlanger Kulturgeschichte nahmen, hielt der Musikschultag noch weitere musikalische Programmpunkte für die Gäste bereit. So präsentierte das große Festkonzert die hohe Qualität des bayerischen Musikschulwesens mit einem vielseitigen Programm von Musikschülern der bayerischen Sing- und Musikschulen.

Traditionsgemäß verabschiedet wurde der Musikschultag mit „Musik in der Stadt“ im Rahmen des „Erlanger Herbstes“. Auf zwei Bühnen in der Innenstadt konnten Zuhörer den ganzen Tag über ein vielfältiges musikalisches Programm erleben – gestaltet von Musikschülern der Städtischen Sing- und Musikschule Erlangen sowie von Musikschulen aus der Region.

DK

 

 

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