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(GZ-10-2024 - 16. Mai)
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► Gewinner des Wettbewerbs „Land.Dorf.Zukunft“:

 

Fit für kommende Generationen

 

Die diesjährigen Gewinner des Wettbewerbs „Land.Dorf.Zukunft“ stehen fest. Die für die Ländliche Entwicklung zuständige Staatsministerin Michaela Kaniber wird am 17. Oktober in der Münchner Residenz für vorbildliche Projekte der Ländlichen Entwicklung zehn Staatspreise sowie einen Innovationspreis verleihen. Die Staatspreise sind mit jeweils 5.000 Euro dotiert, der Innovationspreis mit 2.500 Euro.

In der Kategorie „Umfassende Leistungen für Dörfer und Gemeinden“ geht der Staatspreis 2024 an die Dorferneuerung Kößlarn (Landkreis Passau), an die Dorferneuerung Heidenheim (Lkr. Weißenburg-Gunzenhausen) und an die Integrierte Ländliche Entwicklung (ILE) Iller-Roth-Biber (Lkr. Neu-Ulm).

Schmuckstück Ortskern

Den Bürgerinnen und Bürgern des Marktes Kößlarn ist es dank ihrer Ausdauer, Hingabe und Hartnäckigkeit gelungen, ihren Ortskern in ein Schmuckstück zu verwandeln und den Markt für die Herausforderungen der Zukunft zu wappnen. Ein neu gestalteter Dorfplatz, ein Nahwärmenetz, eine Senioren-Tagespflege und mustergültige Privatsanierungen machen die Kommune lebens- und sehenswert.

Während der Dorferneuerung nahmen die Heidenheimer ihre Häuserfassaden in Angriff, begrünten einen Fußweg mit Blick auf das Münster und legten eine Blühwiese mit Lümmelbank sowie Totholzhaufen an. Ein offener Wasserlauf wertet den neuen Marktplatz mit Brunnen auf. Mit dem Umbau des Klosters entstand eine Begegnungs-, Bildungs- und Dokumentationsstätte. Ein besonderes Denkmal in Form eines Schiffs mit Sitzmöglichkeiten aus Quadern erinnert die kommenden Generationen an die Dorferneuerung.

Bürgerideen und Kümmerer

Mit Bürgerideen und einem „Kümmerer“ zur Hand stellen sich sieben Kommunen in der Region Iller-Roth-Biber den Themen Klimaschutz, Innenentwicklung und regionale Wertschöpfung. Drei Dorferneuerungen stärken die Ortskerne und das soziale Miteinander. Eine Klimawoche sensibilisierte die Bevölkerung für den Klimaschutz, zudem nahm eine Bürgerenergiegenossenschaft ihre Arbeit auf. Das Regionalbudget ist ein Erfolgsmodell für die Region.

Gewinner in der Kategorie „Herausragende Einzelleistungen zur Stärkung des ländlichen Raums im Bereich Stärkung der Grund- und Nahversorgung“ sind der multifunktionale Mühlenhof im Markt Mähring (Lkr. Tirschenreuth), der Dorfladen Zedtwitz in der Gemeinde Feilitzsch (Lkr. Hof) und der Dorfladen in der Gemeinde Neusitz (Lkr. Ansbach).

Aufblühen des sozialen Zusammenhalts

Wie eine über 400 Jahre alte, denkmalgeschützte ehemalige Mühle zum Grundstein für neues Leben und Aufblühen des sozialen Zusammenhalts werden kann, haben in Mähring zahlreiche engagierte Bürger mit Unterstützung der Kommune, des Amtes für Ländliche Entwicklung Oberpfalz und weiteren Fördergeldgebern demonstriert. In den vergangenen Jahren sind nicht nur Ferienwohnungen entstanden, sondern auch ein Eventstadel, ein Mühlladen und ein Café. Und die Planungen gehen weiter.

Zentraler Bestandteil der Dorferneuerung Zedtwitz war bereits von 2004 bis 2016 die Belebung der Dorfmitte. 2018 ergab eine Bürgerbefragung, dass sich die Zedtwitzer dringend eine fußläufige Einkaufsmöglichkeit, aber auch einen Treffpunkt im Dorf wünschen. In einem leerstehenden Dreiseithof entstanden ein neuer Dorfladen und ein modernes Café.

Dorfladen

Gut entwickelt hat sich der Dorfladen in der kleinen Gemeinde Neusitz vor den Toren Rothenburgs. Der Nahversorger, ein jahrelanger Herzenswunsch der Neusitzer, hat seit Juli 2023 geöffnet. Mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach, Wärmegewinnung durch eine Luft- Wasser-Wärmepumpe sowie einer modernen Kühl- und Wärmerückgewinnungsanlage ist der Dorfladen in dem ehemaligen leerstehenden TÜV-Gebäude auch energetisch gut für die Zukunft aufgestellt.

In der Kategorie „Herausragende Einzelleistungen zur Stärkung des ländlichen Raums im Bereich: Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel – Landschaftswasserhaushalt“ werden dieses Jahr die Flurneuordnung Erkheim (Lkr. Unterallgäu) und die boden:ständig-Projekte Haubach (Lkr. Rhön-Grabfeld), Mühlhausen (Lkr. Kelheim) und Pelhamer See (Lkr. Rosenheim) mit jeweils einem Staatspreis ausgezeichnet.

Bachmuschel, Kiebitz und Goldhahnenfußarten kehren wieder ins „Wasenmoos“ zurück. Durch gezielte Pflegemaßnahmen wurde der weitere Artenschwund gestoppt. Gemeinsam fanden der Markt Erkheim, die Untere Naturschutzbehörde, der Bund Naturschutz, der Bayerische Bauernverband und betroffene Grundstückseigentümer kluge Lösungen. Flurstücke wurden erworben und neu geordnet, Flachtümpel angelegt, Randbereiche am Haselbach aufgeweitet, kräuterreiche Wiesen in den Randzonen angesät sowie Fichtenbestände entbuscht und in moortypische seggen- und binsenreiche Nasswiesen umgewandelt.

Initiative ‚boden:ständig‘

Seit längerem prägen Trockenphasen mit negativen Folgen für Landwirtschaft und Trinkwasserversorgung den Grabfeldgau. Hinzu kommen nitrat- und phosphatbelastete Abflüsse aus Drainagen, die in Bäche gelangen und letztlich das Trinkwasser belasten. In der Initiative ‚boden:ständig‘ arbeiten Kommunen, Landwirte und zahlreiche Fachbehörden engagiert zusammen. Bereits einfache Dinge wie Pufferstreifen oder Blühflächen sind hilfreich. Ein Schwerpunkt rund um den Haubach sind zwei aufwändige Biofilterbecken, die den Schadstoffeintrag vermindern und bei Starkregen das Schwemmwasser zurückhalten.

Immer wieder haben die Bürgerinnen und Bürger in Mühlhausen mit verheerenden Auswirkungen bei Starkregen zu kämpfen. Die Fluren um den Ort sind durch seine Lage in der Hallertau vor allem von Hopfenanbau und Spargelfeldern geprägt, der Boden besteht überwiegend aus feinem Sand. Mithilfe der Initiative boden:ständig wurde der Schutz des Ortes bei Starkregen ganzheitlich angegangen. Abflussmulden, Rückhaltebecken und ein Damm halten nun Wasser und Schlamm auf, bevor sie den Ort erreichen. Und die Planungen gehen weiter.

Für bessere Gewässerqualität

Damit der Pelhamer See eine bessere Gewässerqualität erreicht und diese auch langfristig gesichert werden kann, wurde ein boden:ständig-Projekt gestartet und die Flurneuordnung Pelhamer See eingeleitet. Gemeinsam mit den Landwirten, der Wasserwirtschafts- und Landwirtschaftsverwaltung wurden viele kleine Maßnahmen umgesetzt, wie etwa der Bau eines Rückhaltebeckens oder die Aktion Mehr Grün, bei der die Pflanzung von Bäumen und Sträuchern den Bodenschutz verbessert und die Erosion verringert. Die ingenieurökologische Maßnahme am Doblbach hat bereits den ersten Starkregen erfolgreich überstanden.

Der Innovationspreis geht in diesem Jahr an die ILE Arbeitsgemeinschaft Obere Vils-Ehenbach (AOVE) im Landkreis Amberg-Sulzbach für die Aktion „Sag wAS“. Mit diesem Beteiligungsformat für Jugendliche und mit der geplanten Gründung des „Regionalwerks Amberg-Sulzbach“ geht die AOVE den Weg voran in Richtung Mitbestimmung, aber auch in Richtung lebenswerte Region und Versorgungssouveränität.

DK

 

 

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