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(GZ-10-2024 - 16. Mai)
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► Verleihung „Bayerischer Eine Welt-Preis 2024“:

 

Sonderpreis für Augsburg und Mömlingen

 

Die Bayerische Staatsregierung, vertreten durch Ministerialdirektor Dr. Rainer Hutka, verlieh gemeinsam mit dem Eine Welt Netzwerk Bayern e.V. auf der Burg Trausnitz in Landshut den „Bayerischen Eine Welt-Preis 2024“ zur Förderung des bürgerschaftlichen Eine Welt-Engagements. Dieser bereits zum siebten Mal vergebene Preis würdigt das Engagement von Menschen in Bayern, die sich für globale Gerechtigkeit, Menschenrechte, Solidarität, Frieden und den Schutz der Natur einsetzen.

Mit dem 1. Preis (3.000 Euro) wurde der Weltladen „fair miteinander“ e.V. (Ainring/ Mitterfelden) bedacht. Bereits seit 1987 gibt es im Pfarrzentrum St. Severin einen Weltladen. Das breite Warensortiment von Lebensmitteln über handwerkliche Produkte wie Schmuck, Musikinstrumente und Spielzeug bis hin zu Kosmetika stammt fast ausschließlich aus Fairem Handel. Alle Mitarbeiterinnen sind ehrenamtlich tätig.

Gegen Korruption und Ausbeutung

Mit dem Kauf im Weltladen wird der Kampf gegen Korruption und Ausbeutung unterstützt. Fair gehandelte und streng kontrollierte Waren aus Entwicklungsländern wie Chile, Peru, Afrika oder Indien tragen dazu bei, den Erzeugern ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen und selbstständig ihre Familien zu ernähren. Auch ein Schulbesuch der Kinder und Jugendlichen wird dadurch unterstützt und eine Minimalversorgung für Alte und Kranke gesichert.

Der zweitplatzierte Preisträger (2.000 Euro) Musicians for a better life e.V., München, ist ein gemeinnütziger Verein, der Projekte mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in sozialen Brennpunkten verschiedener Länder umsetzt. Ziel ist es, weltweit vor Ort Strukturen und Netzwerke mit Musikern aufzubauen und die Arbeit mit Musik als Basis für Entwicklungszusammenarbeit nachhaltig zu etablieren. Durch die gemeinsame Sprache der Musik werden Menschen unterschiedlicher ethnischer und sozialer Herkunft verbunden.

Wertvolle Unterstützung leistet der Verein in Rumänien, Tansania, Brasilien und Deutschland. So wurde im Herbst 2018 gemeinsam mit der Caritas in zwei Gemeinschaftsunterkünften in München-Laim ein Chor- und Musikprojekt mit Kindern im Grundschulalter begonnen. Studenten der Hochschule für Musik und Theater München unterrichten die Kinder in der Gemeinschaftsunterkunft und bauen zwei Chöre auf. Musik stärkt sie und lässt sie durch ein internationales Repertoire verschiedene Musikstile und Kulturen kennenlernen und zu einer Gemeinschaft werden.

Über einen 3. Preis (1.000 Euro) durfte sich die gemeinnützige MI4People gGmbH mit Sitz in Neufahrn i. NB. freuen. Sie arbeitet mit Non-Profit Organisationen und Forschern, die sich dem Gemeinwohl widmen, zusammen, um der Frage nachzugehen, wie akute Probleme des Gemeinwohls mit Machine Intelligence (MI)-Technologien wie Data Science, Künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen, Process Mining oder robotergesteuerte Prozessautomatisierung gelöst werden können.

Gemeinsam mit ihren Partnern kreiert und führt die MI4People gGmbH die MI-Projekte aus, kümmert sich um die Projektfinanzierung, macht Projektresultate öffentlich und sucht nach Möglichkeiten, die Ergebnisse am effektivsten zu nutzen. Aktuelle Projekte befassen sich unter anderem mit einem Bewertungssystem für die Bodenqualität, einer Allgemeinen Computer Vision für das Gesundheitswesen, der Erkennung von Meeresmüll über Satelliten, oder der Künstlichen Intelligenz für seltene pädiatrische Krankheiten.

Sonderkategorie Kommunen

In einer Sonderkategorie wurden zudem Kommunen für ihr Eine Welt-Engagement ausgezeichnet. Den 1. Preis, dotiert mit 1.000 Euro, teilen sich heuer die Stadt Augsburg und die Gemeinde Mömlingen im Landkreis Miltenberg.

Die Stadt Augsburg wurde für ihren umfangreichen Nachhaltigkeitsprozess, ihr Engagement als Fairtrade- und als Biostadt, für die Projektpartnerschaftsarbeit mit Perwomajsk in der Ukraine und Ar Ramtha in Jordanien, für die dezentrale Unterbringung und Integration Geflüchteter und die Kampagne „Wir alle sind Augsburg“ gegen Antisemitismus, Muslimfeindlichkeit und jegliche Form von Diskriminierung, Rassismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit geehrt.

Oberbürgermeisterin Eva Weber bezeichnete die Ehrung als eine besondere Auszeichnung für die gesamte Kommune: „Die Auszeichnung würdigt unser aller Engagement, die Vielfalt in unserer Friedensstadt und den Zusammenhalt. Auch bestätigt uns die Würdigung, dass wir der Verantwortung im Bereich der Nachhaltigkeit und der Zivilgesellschaft, die wir als Kommune haben, gerecht werden.“

In Mömlingen, der ersten Fairtrade-Kommune der Region Bayerischer Untermain, tragen neben der langjährigen Eine-Welt-Arbeit der KjG (Katholische Junge Gemeinde) vor allem die Bemühungen der Steuerungsgruppe im kommunalen Bereich und Gemeindeleben durch alle gesellschaftlichen Gruppen Früchte. Die Gemeinde beschafft Produkte, die ohne ausbeuterische Kinderarbeit hergestellt sind, die Bauhofmitarbeiter tragen faire Arbeitskleidung und das Beschaffungswesen wird nach fairen und nachhaltigen Alternativen durchforstet. Die kulinarischen Ortsrundgänge mit einer festen Station im Eine-Welt-Laden mit Kaffee, Schokolade und fairer Weinprobe wurden 2022 als neuer touristischer Baustein entwickelt, sind regelmäßig ausgebucht und inzwischen eine feste Einrichtung mit steigender Nachfrage.

Zum FairFestival im Freizeitgelände Königswald mit den inhaltlichen Schwerpunkten Nachhaltigkeit, Fairer Handel und Geschlechtergerechtigkeit kommen bis zu 2.000 Besucher und viele Mitwirkende gestalten die Earth Hour mit zahlreichen fairen und nachhaltigen Angeboten. Der Dorfplatz wurde mit Fair Stones gepflastert, auf dem Friedhof werden nur noch Grabsteine ohne Kinderarbeit errichtet, Neubürger erhalten seit 2023 eine faire Neubürgertasche mit allgemeinen sowie Informationen der Fairtrade-Gemeinde.

Die Hans-Memling-Schule mit Schulweltladen und Partnerschaften mit den Primary Schools in Lupanga und Mdete in Tansania ist seit 2017 Fairtrade-School und die Schüler tragen faire T-Shirts. Beide KiTas wurden als Faire Kita ausgezeichnet, die Kita Regenbogen ist inzwischen Eine Welt-Kita. Der Asylhelferkreis kümmert sich in Kooperation mit der Gemeinde um die Integration von über 100 Flüchtlingen durch kulturellen Austausch, Kooperation mit JUZ und Vereinen, Einrichtung einer Kleiderkammer, Sprachunterricht und erfolgreicher Hilfe bei Praktikums-, Arbeits- und Wohnungssuche. Zahlreiche Flüchtlinge „revanchieren“ sich mit Hilfeleistungen im gemeindlichen Bereich.

Nominiert für den „Bayerischen Eine Welt-Preis 2024“ und mit einer Urkunde ausgezeichnet wurden schließlich in der Kategorie „Vereine / Initiativen / Schulen / Kirchengemeinden“: Eine Welt e.V. (Herrieden), Frauen für den Frieden (Augsburg), Haus der Nachhaltigkeit (Neu-Ulm), Indienhilfe e.V. (Herrsching), Pfarrei St. Nikolaus (Rosenheim), Staatliche Berufsschule 1 (Kempten) sowie Togoverein e.V. (Augsburg).

DK

 

 

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