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(GZ-10-2024 - 16. Mai)
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► 1.000 Schulen für unsere Welt:

 

Bildung als Sprungbrett in ein besseres Leben

Der Münchner Stadtrat Hans Hammer baut gemeinsam mit seiner Familie und seinem Unternehmen eine Schule in Tansania

 

Die Bayerische GemeindeZeitung berichtet kontinuierlich über die Initiative „1.000 Schulen für unsere Welt“, deren federführender Initiator der Herausgeber der Bayerischen GemeindeZeitung, Landrat Stefan Rößle (Landkreis Donau-Ries), ist. In seiner Funktion als bayerischer Landesvorsitzender der Kommunalpolitischen Vereinigung (KPV) hat er das Projekt mittlerweile erfolgreich in alle kommunalen Spitzenverbände weitergetragen. Deutscher Landkreistag, Deutscher Städtetag und dstgb – mit ihren Landesverbänden – unterstützen inzwischen weltweit Schulprojekte, vor allem aber im globalen Süden. Im August 2023 hat der Münchner Stadtrat Hans Hammer gemeinsam mit seiner Familie eine Schule in Tansania ihrer Bestimmung übergeben. Mit ihm sprach die GZ über die Hintergründe.

Das Ehepaar Hans und Chantal Hammer inmitten der Ordensleute bei der Einweihung der Schule im August 2023. Bild: Hammer AG
Das Ehepaar Hans und Chantal Hammer inmitten der Ordensleute bei der Einweihung der Schule im August 2023. Bild: Hammer AG

GZ: Herr Hammer, was hat Sie und Ihre Familie veranlasst eine Schule in Tansania zu bauen?

Hans Hammer: Egal wo auf der Welt: Der Schlüssel für zukünftigen Wohlstand ist Bildung. Wenn wir Menschen aus der Armut helfen wollen, müssen wir Bildungsmöglichkeiten schaffen. Unsere Familie und unser Unternehmen haben eine enge Verbindung mit Afrika. Bereits in den 1960er Jahren wurde ein Entwicklungshilfeprojekt ins Leben gerufen. Die Entstehung dieser Schule in Tansania verdanken wir jedoch eher dem Zufall.

Während einer Familienreise – mit dem Ziel, meine vier Kinder für die Lebensrealitäten weniger privilegierter Menschen zu sensibilisieren – stießen wir durch Missio auf eine Grundschule, geleitet vom Orden der Rosminianer, bei der wir vor Ort mitarbeiten durften. Das Engagement der Aktiven vor Ort hat uns so sehr beeindruckt, dass wir gefragt
haben, an welcher Stelle wir langfristige Hilfe leisten können. So entstand die Idee eine weiterführende Schule einzurichten, die die Schülerinnen und Schüler auf die Universität bzw. das College vorbereitet.

GZ: Können Sie finanzielle Größenordnungen nennen?

Hammer: Bislang wurden 375.000 Euro in die Infrastruktur investiert, einschließlich Gebäuden, Klassenzimmern, sanitärer Einrichtungen und Laborräumen. Die Gesamtinvestition wird sich auf 550.000 Euro belaufen. Die Schule ist für bis zu 400 Schülerinnen und Schüler ausgelegt. Derzeit, während die ersten Jahrgangsstufen erst aufgebaut werden, sind 50 Schülerinnen und Schüler eingeschrieben.

GZ: Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit dauerhafter Schulbetrieb möglich ist?

Hammer: Wir legen unseren Fokus auf die Bereitstellung einer soliden Infrastruktur, während die Schule sich selbst tragen muss. Wir erhalten keine fortlaufenden staatlichen Zuschüsse. Daher sind wir auf engagierte Lehrkräfte vor Ort und eine aktive Elternschaft angewiesen, die die Schule mit Leben erfüllen. Es ist mir besonders wichtig zu betonen, dass wir keine externen Strukturen implementiert haben. Diese Schule entwickelt sich organisch aus sich selbst heraus. Der Orden der Rosminianer unterstützt uns bei der Kommunikation vor Ort und kümmert sich um administrative Belange.

GZ: Welche Partner haben Sie dabei unterstützt?

Hammer: Große Unterstützung haben wir durch den Orden der Rosminianer und Missio erfahren. Durch Missio wurden unsere Gelder unentgeltlich nach Afrika transferiert und Spendenquittungen ausgestellt. Besonderer Dank gebührt unseren großzügigen Spendern, darunter die Peter-Osypka-Stiftung, der Rotary Club München-Königsplatz, die Hammer AG sowie zahlreiche Freunde. Ohne ihr Engagement wäre dieses Projekt niemals realisiert worden.

Und natürlich freuen wir uns über jede weitere Spende, die den Bau der neuen Kantine sowie die Erweiterung der Schule sicherstellt. Die Verbindung für das Spendenkonto ist IBAN: DE96 7509 0300 0800 0800 04 bei der LIGA Bank (BIC: GENODEF1M05), Verwendungszweck: 54787-1146: Rosminian Fathers / Fam. Hammer.

1.000 Schulen für unsere Welt

GZ: Haben Sie sich evtl. einer bestehenden Organisation angeschlossen?

Hammer: Zu unseren Spendern gehört auch Landrat Stefan Rößle aus dem Landkreis Donau-Ries und daher sind wir auch eine der „1.000 Schulen für unsere Welt“.

GZ: Was ist das Konzept Ihrer Schule? Halten Sie auch künftig Kontakt?

Hammer: In unserer Schule werden Mädchen und Jungen gemeinsam unterrichtet. Wir verfolgen einen inklusiven Ansatz, soweit dies in Afrika möglich ist. Das bedeutet, dass wir Kinder aufnehmen, die sonst möglicherweise vor Herausforderungen stünden, wie zum Beispiel Albino-Kinder. Zudem stehen wir in engem Austausch, da unser Projekt noch nicht vollständig abgeschlossen ist. Die Kantine muss noch fertiggestellt werden; sie befindet sich derzeit in einem provisorischen Zustand. Ebenso fehlt noch eine Bibliothek, und wir planen den Bau von Schlafsälen, damit Kinder aus dem Hochland und von weiter entfernten Orten unsere Schule besuchen können.

Des Weiteren streben wir die Einführung eines Stipendiatenprogramms an, um Familien, die sich die Schulgebühren nicht leisten können, die Möglichkeit zu geben, ihre Kinder zu uns zu schicken. Es ist uns wichtig zu betonen, dass wir nicht dauerhaft für den laufenden Schulbetrieb aufkommen können; die Schule muss sich selbst tragen. Dennoch möchten wir sicherstellen, dass einzelne Kinder die Chance erhalten, unsere Schule zu besuchen, unabhängig von ihrer finanziellen Situation.

GZ: Sie sind als Bauingenieur in der Projektentwicklung tätig und arbeiten mit Bauunternehmen eng zusammen. Sie haben nun erlebt, wie ein Schulgebäude in Ostafrika erstellt wurde. Im Rückblick: Gibt es etwas, was Deutschland sich abschauen könnte?

Hammer: Definitiv ja, denn wir müssen nicht immer Goldstandard bauen. Durch eine Reduzierung unserer Anforderungen und Vorschriften könnten wir erheblich kostengünstiger bauen, und dennoch würde alles einwandfrei funktionieren.

GZ: Auch die Stadt München engagiert sich in der kommunalen Entwicklungshilfe. Warum ist das wichtig?

Hammer: Insbesondere Humanisten sollten anderen Ländern die Möglichkeit für Entwicklung eröffnen, weshalb kommunale Entwicklungshilfe von großer Bedeutung ist. Neben der moralischen Verpflichtung, Armut und Leid zu mildern, existieren auch strategische Gründe für eine Entwicklungszusammenarbeit. Angesichts der Tatsache, dass Afrika bald vier Milliarden Einwohner haben wird, ist es unabdingbar, für Wohlstand zu sorgen. Andernfalls könnten sich Krisenherde unaufhaltsam vermehren.

GZ: Sie waren bei der Einweihung Ihrer Schule vor Ort, welche Botschaft haben Sie mit nach Hause genommen?

Hammer: Die Menschen, insbesondere die Kinder, sind wissbegierig und schauen optimistisch in die Zukunft. Sie beim weiteren Aufbau ihrer Fähigkeiten zu unterstützen ist eine Form der Hilfe zur Selbsthilfe, die gerne angenommen wird.

GZ: Die Schule trägt den Namen Cathy Hammer Secondary School, benannt nach Ihrer Mutter. Warum?

Hammer: Meine Mutter war das einzige Mädchen unter ihren vier Geschwistern und die Einzige, die einen Hochschulabschluss erlangte. Bildung hatte für sie stets einen hohen Stellenwert, insbesondere die Bildung von Mädchen, denn sie betrachtete Bildung als Sprungbrett in ein besseres
Leben.

CH

 

 

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