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(GZ-19-2024 - 10. Oktober)
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► Verleihung der Denkmalschutzmedaille 2024:

 

Beste Botschafter der Denkmalpflege

 

Die Gemeinde Baierbach, die Märkte Türkheim und Winklarn sowie die Stadt Bad Berneck sind in der Alten Münze in München von Kunstminister Markus Blume und Generalkonservator Prof. Mathias Pfeil, Leiter des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, mit der Denkmalschutzmedaille ausgezeichnet worden. Die Kommunen zählen zu den insgesamt 16 Preisträgern aus Bayern, die sich in herausragender Weise um den Erhalt von Denkmälern verdient gemacht haben.

Preisträgerin Luise Hausberger, Erste Bürgermeisterin der Gemeinde Baierbach, gemeinsam mit Generalkonservator  Mathias Pfeil (l.) sowie Wissenschafts- und Kunstminister Markus Blume. Bild: Axel König/StMWK
Preisträgerin Luise Hausberger, Erste Bürgermeisterin der Gemeinde Baierbach, gemeinsam mit Generalkonservator Mathias Pfeil (l.) sowie Wissenschafts- und Kunstminister Markus Blume. Bild: Axel König/StMWK

Baierbach

Die niederbayerische Gemeinde Baierbach (Landkreis Landshut), vertreten durch Erste Bürgermeisterin Luise Hausberger, hat mit dem Umbau und der Sanierung des Wiesmerhofs im Zentrum von Baierbach einen Ort für alle Bürger geschaffen. Nach rund dreijähriger Sanierung des 170 Jahre alten und zuletzt akut gefährdeten Bauernhauses verfolgt die Gemeinde heute einen ganzheitlichen Ansatz und bietet von einer Tagespflege für bis zu 15 Senioren über einen Gemeinderaum bis hin zum Jugendtreff ein attraktives Angebot. Mit der Ergänzung der Nebengebäude wurde zudem wieder eine Hofsituation geschaffen.

Neben der behutsamen Instandsetzung des denkmalgeschützten Hauptgebäudes wurde versucht, vorhandene Gestaltungsprinzipien weiterzuschreiben und in Anlehnung an bäuerliche Traditionen umzusetzen. So entstand ein differenziertes Zusammenspiel aus Material, Oberfläche und Farbe. Rathauschefin Hausberger initiierte das Projekt und fungierte während der gesamten Zeit als Vermittlerin. Sie suchte das Gespräch mit der Denkmalpflege, möglichen Nutzergruppen und Fördergebern und während der Vorbereitung, Planung und Ausführung des Projekts den Austausch und die Diskussion mit Planern und ausführenden Firmen.

Die Überzeugung, dass das Gebäude einen Teil der Geschichte des Ortes bildet und nur mit einer neuen, sinnvollen Nutzung auf Dauer erhalten werden kann, prägte von Anfang an das Handeln der Bürgermeisterin. Trotz vieler kritischer Stimmen wusste sie die Öffentlichkeit mit Leidenschaft und sachlicher Argumentation von der Sanierung und Neunutzung zu überzeugen.

Türkheim

Für die Instandsetzung des historischen Waaghauses im Ortszentrum wurde der schwäbische Markt Türkheim (Kreis Unterallgäu) mit ihrem Ersten Bürgermeister Christian Kähler ausgezeichnet. Das Waaghaus entstammt im Kern dem Jahr 1600 und gehört damit zu den rund 20 Gebäuden, die es im Allgäu noch aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg gibt. Mit seiner ungewöhnlichen Bauform prägt der zweigeschossige Giebelbau mit nach Westen abgewalmtem Satteldach den Ort. Nach langem Leerstand und vielen Diskussionen ist es durch die Sanierung gelungen, das Waaghaus zu einer sozialen und kulturellen Begegnungsstätte und einem neuen Mittelpunkt im bürgerschaftlichen Leben des Marktes Türkheim zu machen.

Neben einem für die Öffentlichkeit zugänglichen Gemeindesaal beheimatet es nun die örtliche Volkshochschule, die eine bedeutende Position im Bereich der Erwachsenen- und Jugendbildung in Türkheim einnimmt, sowie die vom Markt beschäftigte und für die Arbeit mit Senioren zuständige Quartiersmanagerin, die örtliche Arbeiterwohlfahrt und den Sozialverband VdK.

Über Jahre hat sich die Marktgemeinde für einen Erhalt des über 400 Jahre alten Hauses eingesetzt und sich intensiv mit einer geeigneten Nachnutzung des Baudenkmals beschäftigt. Das Projekt zeigt den oftmals langen Weg, den eine Gemeinde zum Erhalt des baulichen Erbes gehen muss. Das Waaghaus ist ein vorbildlicher Beitrag zur regionalen Baukultur und veranschaulicht, wie für das bürgerschaftliche Gemeindeleben ein neuer Treffpunkt in der Ortsmitte entstehen kann.

Winklarn

Über eine weitere Denkmalschutzmedaille durfte sich der Markt Winklarn in der Oberpfalz (Landkreis Schwandorf), vertreten durch Erste Bürgermeisterin Sonja Meier, freuen. Der am Marktplatz von Winklarn gelegene ehemalige Brauereigasthof „Zum Goldenen Löwen“ prägt das Bild des Orts maßgeblich. Das Gebäude befand sich vor der Instandsetzung in einem desolaten Zustand, in Teilbereichen bestand sogar Einsturzgefahr. Durch die denkmalgerechte Instandsetzung wurde die charakteristische Identität des Baudenkmals und damit des Marktes bewahrt und das Gebäude für kommunale und kulturelle Veranstaltungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Möglichkeit des privaten, dauerhaften Wohnens belebt die Ortsmitte zusätzlich.

Während im westlichen Gebäude seniorengerechte Wohnungen und Appartements untergebracht sind, befindet sich im östlichen Gebäude im Erdgeschoss ein Seniorentreff. Im Obergeschoss dient heute der ehemalige Saal der Gaststätte als Veranstaltungsraum für Bürger und Vereine. In einem zweiten Bauabschnitt sollen die rückwärtigen Gebäude der einstigen Brauerei instandgesetzt werden. Durch ihren unermüdlichen Einsatz um das Anwesen trug Rathauschefin Sonja Meier maßgeblich zum Gelingen des Projekts bei.

Bad Berneck

Die oberfränkische Stadt Bad Berneck (Landkreis Bayreuth) mit Erstem Bürgermeister Jürgen Zinnert wurde schließlich für die Instandsetzung der Burgruine Hohenberneck in Neuwallenrode geehrt. Als eine der letzten Burgbauten am Übergang vom Spätmittelalter zur Neuzeit kann die Burgruine auf eine bewegte Geschichte zurückblicken.

Anfang des 16. Jahrhunderts nach ca. 20 Jahren Bauzeit fertiggestellt, diente sie nur kurz als Amtsburg und wurde in den Folgejahren stark vernachlässigt. Die Stadt Berneck erwarb die Burg und ihre Umgebung 1872 vom Königreich Bayern und versprach zudem, ihren weiteren Verfall zu stoppen. Erst rund 150 Jahre später wurde dieses Versprechen eingelöst. Es galt, das Mauerwerk zu stabilisieren, Fenster- und Türgewölbe zu ergänzen sowie den breiten Bewuchs von Efeu und Flieder zu entfernen. Für die Instandsetzung war dabei viel Fachexpertise nötig.

Wesentlich unterstützt wurde das Projekt zudem durch den Förderverein historische Stätten e. V., der bereits 2016 mit der Denkmalschutzmedaille ausgezeichnet wurde. Alle Akteure arbeiteten bei diesem herausragenden Projekt hervorragend und reibungslos zusammen, so dass die Ruine nun in neuem Glanz erstrahlt.

Zusammen mit der nahegelegenen Ruine der Marienkapelle sowie des Alten Schlosses bildet Hohenberneck ein beachtliches mittelalterliches Ensemble. Seit einigen Jahren bietet die Burgruine außerdem einen idealen Schauplatz für das „Bad Bernecker Burgenfest“, das sich in der Umgebung großer Beliebtheit erfreut.

Nach den Worten von Kunstminister Markus Blume „ist Denkmalpflege Heimatliebe in der allerschönsten Form“. Dies zeigten die Preisträger mit ihrem Engagement und ihrer Leidenschaft vor Ort. In Bayern werde das Engagement Einzelner so stark wie noch nie unterstützt: „Im aktuellen Haushalt haben wir Mittel für die Denkmalpflege in Rekordhöhe verankert und rund 27 neue Stellen für das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege geschaffen. Hinzu kommen 2023 in Zusammenarbeit mit den Kommunen rund 35 Millionen aus dem Entschädigungsfonds für 39 Einzelprojekte im Freistaat.“

Generalkonservator Prof. Dipl.-Ing. Architekt Mathias Pfeil dankte den Preisträgern und lobte: „Ein Land ohne Denkmäler ist ein Land ohne Gedächtnis. Die Preisträgerinnen und Preisträger der Denkmalschutzmedaille 2024 sind die wahren Hüter unserer Geschichte und die besten Botschafter der Denkmalpflege.“

DK

 

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