Kommunale Praxiszurück

(GZ-10-2025 - 15. Mai)
gz kommunale praxis

► 11. Bayerisches WasserkraftForum in Töging am Inn:

Wasserkraft neu denken

Forderung nach politischem Schutz und Rückhalt für bewährte Energieform

Fundierte Einblicke, technische Innovationen und politische Diskussionen zur Zukunft der Wasserkraft im Freistaat bot das 11. Bayerische WasserkraftForum in Töging am Inn. Die Bayerische GemeindeZeitung begrüßte dazu über 100 Fachleute aus Politik, Kommunen, Wissenschaft und Wirtschaft zum Austausch und zur Vernetzung. Viele Teilnehmer besichtigten im Anschluss das 2022 modernisierte Wasserkraftwerk Jettenbach-Töging, das rund 200.000 Haushalte mit Strom aus dem Inn versorgt.

GZ 10 2025 BayWasserkraftforumV.l.: Michael Amerer, Geschäftsführer VERBUND Wasserkraft Bayern, Theresa von Hassel, Bayerische GemeindeZeitung, Ministerialdirigentin Monika Rauh, Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, Constanze von Hassel, Bayerische GemeindeZeitung, Landrat Erwin Schneider, Landkreis Altötting, Erster Bürgermeister Dr. Tobias Windhorst, Stadt Töging a. Inn und Dr. Karl Heinz Gruber, Geschäftsführer VERBUND Wasserkraft Bayern. Bild Jessica Kassner

Zehn Partner und Aussteller präsentierten vor Ort innovative Lösungen. Begleitet wurde das Forum erneut medial durch TV Bayern live. In ihrer Begrüßung betonte GZ-Verlegerin Constanze von Hassel, dass Wasserkraft als „Eh-da“-Energie – CO2-frei, grundlastfähig und regional verfügbar – im aktuellen Diskurs zu wenig Beachtung finde, obwohl sie dringend politischen Rückhalt brauche. Die Nutzung sei stets eine Abwägung zwischen Energiegewinnung, Ökologie und Naturschutz. Pauschale Einschränkungen würden aber die Potenziale der Wasserkraft, insbesondere für kommunale Versorgung und regionale Wertschöpfung, verkennen.

Regionale Bedeutung und wirtschaftlicher Nutzen

„Hier vor Ort besteht die Chance auf echten, partnerschaftlichen Dialog zur Wasserkraft“, so Hassel. Das Töginger Kraftwerk stehe sinnbildlich für die Verbindung von Industriegeschichte mit Zukunftstechnologie – regional, konkret, wirkungsvoll.

Landrat Erwin Schneider unterstrich die zentrale Rolle der Wasserkraft für den Wohlstand des Landkreises Altötting. Alzkanal und Innkanal seien tragende Säulen der regionalen Entwicklung. Töging sei das Zentrum der deutschen Wasserkraft – auch durch neue Projekte des Verbunds. Gleichzeitig kritisierte Schneider die ungenutzten Potenziale in den bayerischen Bergen und forderte langfristiges Denken bei der Speicherung erneuerbarer Energien.

Tögings Bürgermeister Dr. Tobias Windhorst verwies auf finanzielle Vorteile durch das Kraftwerk Jettenbach-Töging – etwa über Gewerbesteuern und Ausschüttungen. Transparenz sei bei Bauvorhaben entscheidend: In Töging habe die frühzeitige Einbindung der Bürger Proteste weitgehend vermieden.

Kompetenzzentrum im historischen Krafthaus

Karl Heinz Gruber, Geschäftsführer der Verbund Wasserkraft Bayern, stellte das neue Projekt im denkmalgeschützten Krafthaus Töging vor: Für 52 Mio. Euro entsteht dort in drei Jahren ein modernes Mehrzweckgebäude mit rund 150 Arbeitsplätzen für Verwaltung und Betrieb. Damit erhält das Gebäude ein „zweites Leben“ als Kompetenzzentrum.

Gruber bezeichnete Wasserkraft als Grundpfeiler der erneuerbaren Energieversorgung in Bayern. Diese müsse weiterentwickelt und politisch gestärkt werden. Die Stromerzeugung der Inn- und Grenzkraftwerke leiste bereits heute einen erheblichen Beitrag zur Versorgungssicherheit.

Wasserkraft bleibt Schlüssel zur Energiewende

Monika Rauh vom Bayerischen Wirtschaftsministerium betonte die Bedeutung der Wasserkraft für die Energiewende. Mit 11 bis 14 TWh jährlich stamme rund 60 Prozent des deutschen Wasserkraftstroms aus Bayern. Der Koalitionsvertrag sehe u.a. ein neues Laufwasserkraftwerk an der Salzach sowie die Sanierung des Pumpspeicherkraftwerks Happurg bis 2028 vor. Auch zum Projekt Riedl laufe aktuell das Anhörungsverfahren.

Hybridsysteme: Wasserkraft plus Speicher

Andreas Flegel (LEW Wasserkraft) und Dr. Bernhard Michl (Lechwerke AG) erläuterten die Vorteile der Kombination von Wasserkraft mit Batteriespeichern. Seit 2019 sei ein Hochleistungs-Batteriespeicher in Rain mit vier unteren Lechkraftwerken gekoppelt. Ein vergleichbares Hybridsystem sei nun auch in Gersthofen mit Donaukraftwerken umgesetzt worden – jeweils mit positiven Effekten auf die Netzstabilität.

Riedl: Vorzeigeprojekt mit großer Wirkung

Herfried Harreiter (VERBUND Innkraftwerke) stellte den Speicher Riedl als zukunftsweisendes Projekt vor. Mit einer Leistung von 300 MW werde die Pumpspeicherkapazität in Bayern um über 50 Prozent steigen, die Speicherkapazität um mehr als 70 Prozent. Investitionsvolumen: über 400 Mio. Euro. Wasserkraft sei auch künftig ausbaufähig – im Bestand und im Neubau. Dafür brauche es ein klares politisches Bekenntnis sowie faire Rahmenbedingungen: etwa ein „überragendes öffentliches Interesse“, effiziente Genehmigungen, faire Netzentgelte und Förderungen.

Systemischer Ansatz und wissenschaftsbasierte Verfahren

Georg Loy, scheidender Projektleiter der VERBUND Innkraftwerke, forderte, Wasserkraft systemisch und flussgebietsbezogen zu denken. Anpassungen an den Hochwasserschutz, Klimafolgen und ökologische Standards müssten auf fundierter wissenschaftlicher Basis erfolgen und dabei biodiversitätsfördernd wirken.

Gleichzeitig kritisierte er die derzeitigen Genehmigungsverfahren, Normen und Verwaltungsvorschriften, die oft nicht erkenntnisbasiert seien. Sie müssten sinnvoll überarbeitet werden – mit dem Ziel, mehr Diversität und Motivation in der Branche zu ermöglichen.

DK

Beitrag von TV Bayern live vom 15.5.2025:

 

Dieser Artikel hat Ihnen weitergeholfen?

Bedenken Sie nur, welche Informationsfülle ein Abo der Bayerischen GemeindeZeitung Ihnen liefern würde!
Hier geht’s zum Abo!

GemeindeZeitung

Kommunale Praxis

AppStore

TwitterfacebookinstagramYouTube

Google Play

© Bayerische GemeindeZeitung