Kommunalverbändezurück

(GZ-22-2020)
gz dstgb

► DStGB-Positionspapier:

 

Neustart für den Tourismus in Stadt und Land

 

Die herausfordernde Situation im Deutschlandtourismus wirkt sich umfassend auf die Städte und Gemeinden aus. In einem neuen Positionspapier fordert der DStGB daher eine Neuausrichtung der Nationalen Tourismusstrategie, eine stärker koordinierende Rolle des Bundes und konkrete Hilfen für die Tourismusakteure.

Die Dimension der Corona-Pandemie zeigt sich aus Sicht des Kommunalverbands besonders im Tourismus, der im Zuge des Lockdowns praktisch komplett zum Erliegen gekommen sei. Wegbleibende Gäste und die herausfordernde Lage der Tourismusakteure wirkten sich umfassend auf die Städte und Gemeinden aus, wenn Arbeitsplätze verloren gehen und Steuereinnahmen wegbrechen.

In den vergangenen Monaten habe sich das Bild in den Destinationen und bei den touristischen Unternehmen und Einrichtungen weiter gewandelt: Sehr gut besuchten klassischen Urlaubsgebieten und wiederentdeckten deutschen Regionen standen große Probleme im Städtetourismus und dem Veranstaltungs- und Kongressbereich gegenüber.

Hinzu kommt, dass die Einnahmeausfälle des Frühjahres vielerorts nicht nachgeholt werden konnten. Daher braucht es neben den Wirtschaftshilfen und dem kommunalen Rettungsschirm laut DStGB eine Perspektive und gezielte Förderung, um unter Gewährleistung der Abstands- und Hygieneregeln die gesamte Branche beim Neustart zu stützen.

Stärkung des ÖPNV

Einen maßgeblichen Standortfaktor für die Tourismusgemeinden und das Erreichen gleichwertiger Lebensverhältnisse stelle die Erreichbarkeit insbesondere mit dem Schienenpersonenverkehr dar. Anstelle eines Rückzugs der Bahn aus der Fläche bedürfe es daher zusätzlicher Streckenreaktivierungen und einer finanziellen Stärkung des Gesamtsystems ÖPNV aus Bussen und Bahnen. Damit könnten zugleich die klimapolitischen Ziele der Bundesregierung erreicht und die Nachhaltigkeit des Tourismus gefördert werden.

Daneben müsse durch einen konsequenten Erhalt Ausbau der Radinfrastruktur das immer bedeutendere Segment des Fahrradtourismus weiter gefördert werden. Hierbei ergäben sich zugleich Synergien zum für die Verkehrswende notwendigen Ausbau der Pendler-Verbindungen für Radfahrende. Deutschland benötige zudem ein verlässliches und vor allem flächendeckendes Schnelladenetz, um den Wandel zur Elektromobilität flächendeckend zu ermöglichen und touristische Regionen hierbei nicht abzuhängen.

Die Nutzung digitaler Dienste durch die Reisenden und die Bereitstellung digitaler Angebote durch die Destinationen setze das Vorhandensein eines flächendeckenden Mobilfunk- und Breitbandnetzes und unabdingbar voraus. Bund und Länder müssten hierzu notwendigen Voraussetzungen schaffen, damit auch hier Regionen nicht abgehängt werden.

Kongress- und Messegeschäft

Um Wertschöpfungsketten auch im Kongress- und Messegeschäft wieder in Gang zu setzen, sollte ein gesondertes Investitionsprogramm aufgelegt werden, womit die Technik für innovative Formate mit Präsenz- und Online-Teilnahmen entwickelt und das Personal geschult werden kann. Um den Städtetourismus zu unterstützen, müssten zudem der Einzelhandel und die Gastronomie gestärkt werden. Die Städte seien hier gefordert, Verkehrs- und Einzelhandelskonzepte zu entwickeln, die den Anforderungen von Tagesbesuchern und Übernachtungsgästen entsprechen.

Potenziale der Städtepartnerschaften

Im internationalen Kontext könnten nun auch die Potenziale der ca. 6.500 Städtepartnerschaften für den Tourismus genutzt werden. „Diese bieten ein großes Potential, um von kommunaler Seite im Ausland für den örtlichen Tourismus und ganze Tourismusregionen zu werben und sollten daher systematisch in die Tourismusförderung mit eingebunden werden. Die Schaffung neuer und die Reaktivierung bestehender Partnerschaften sollte einen besonderen Stellenwert auf der politischen Agenda der Städte haben“, heißt es weiter.

Caravan-Tourismus

Im Zuge der Corona-Pandemie nicht nur in ländlichen Regionen, sondern auch in den Städten weiter an Bedeutung gewonnen hat der Caravan-Tourismus. Die Reisenden sind oft solvente Gäste, die z.B. Gastronomie, Museen oder den Einzelhandel im Umfeld stärken. Ähnliche Entwicklungen sind im Bereich des Wassertourismus zu verzeichnen. Hier gelte es, eine entsprechende und ansprechende Infrastruktur im Bereich der Stell- und Liegeplätze zu schaffen bzw. auszubauen, die hohen Anforderungen an herkömmlicher und digitaler Ausstattung entspricht.

Hierdurch könnten neue Bereiche erschlossen werden, die dabei helfen, Verluste aus anderen Segmenten auszugleichen. Auch im Bereich des Bustourismus könne besonders durch geeignete Parkplätze, guten Service für Anbieter und Gäste sowie besondere Hygiene-Konzepte ein Beitrag geleistet werden, um auf verändertes Reiseverhalten zu reagieren.

Digitalisierung

Auch im Tourismus hat die Digitalisierung an Bedeutung gewonnen. Neben Informations- und Buchungssystemen bieten sich laut DStGB beispielswiese Möglichkeiten zu kontaktlosem Bezahlen bis hin zu einer intelligenten Steuerung von Besucherströmen durch Ampelsysteme. Die Tourismusförderung betreffe die unterschiedlichsten Bereiche: von der Stadt- und Dorfentwicklung über die Sport- und Gesundheitsförderung bis hin zur Kultur- und Baukulturförderung.

„Insofern ist die Förderlandschaft von EU, Bund und Ländern durch eine Vielzahl von unterschiedlichen Förderprogrammen geprägt, die gerade für Kommunen mit geringerer Verwaltungskraft immer schlechter zu durchdringen ist. Es bedarf daher einer guten Koordination und Bündelung der Tourismusförderung und einfacher Antragsverfahren für die Förderempfänger“, heißt es in dem Papier.

Erhöhung der GRW-Mittel

Ein wesentlicher Teil der Mittel der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Regionalen Wirtschaftsstruktur (GRW)“ könne zur Entwicklung der touristischen Infrastruktur und Stärkung des touristischen Gewerbes verwendet werden.

Die im Zuge des Konjunktur- und Zukunftspakets der Bundesregierung vorgesehene einmalige Erhöhung der GRW-Mittel sollte daher verstetigt werden. Denn auch vor dem Hintergrund der Empfehlungen der Kommission gleichwertige Lebensverhältnisse sei eine dauerhafte Anhebung der GRW-Mittel angebracht. Somit könnten erhebliche Hebeleffekte für die Wirtschaft vor Ort erzielt werden.

Trotz der Krise bleibt der Fachkräftemangel für viele touristische Regionen weiterhin eine besondere Herausforderung. Eine Flexibilisierung von Arbeitszeitmodellen kann nach Auffassung des Deutschen Städte- und Gemeindebunds dazu beitragen, dass touristische Berufe attraktiver und so dem Fachkräftemangel begegnet wird.

Neben der notwendigen Qualifizierung von Langzeitarbeitslosen und der Aktivierung von lebensälteren Arbeitskräften und qualifizierten Flüchtlingen sei auch eine bedarfsgerechte Ausgestaltung der Zuwanderungspolitik sowie die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für Mitarbeiter im Tourismus vonnöten. Zudem sollte der Austausch über den Umgang mit dem Fachkräftemangel seitens des Bundes und der Länder intensiviert werden, um kreative Lösungen stärker zu verbreiten.

DK

 

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