(GZ-19-2022) |
► Deutscher Landschaftspflegetag in Eckernförde: |
Wasser – Leben – Klimaschutz |
Biodiversität und Klima lassen sich nur dann erfolgreich schützen, wenn Maßnahmen auf regionaler Ebene angepackt und umgesetzt werden. Vor diesem Hintergrund diskutierten beim Deutschen Landschaftspflegetag in Eckernförde über 200 Teilnehmer Möglichkeiten, wie durch eine praxisnahe Förderung Klima- und Artenschutz in die Fläche gebracht werden kann.
DVL- Vorsitzende Maria Noichl MdEP. Bild: Sebastian Libuda
„Unsere einzigartigen Kulturlandschaften zu bewahren bedeutet, angepasst mit ihnen umzugehen, in regionalen Kreisläufen mit ihnen auskömmlich zu wirtschaften. In Deutschland sind in zwei Drittel der Fläche 190 Landschaftspflegeorganisationen aktiv. Unsere Verbände sind nicht nur Ideengeber, von ihnen gehen die entscheidenden Impulse für die notwendige Umsetzung von Maßnahmen vor Ort aus. Voraussetzung hierfür sind aber praxisorientierte Förderprogramme, die Landschaftspflege in Kooperation von landwirtschaftlichen Betrieben und Kommunen attraktiv macht“, erklärte Maria Noichl, bayerische Europaabgeordnete und neu gewählte Vorsitzende des Deutschen Verbands für Landschaftspflege.
Josef Göppel posthum Ehrenvorsitzender
Noichl trat die Nachfolge des im April 2022 überraschend verstorbenen, bisherigen Vorsitzenden Josef Göppel an, der posthum zum Ehrenvorsitzenden gewählt wurde. „Josef Göppel ist der Vater der Landschaftspflegebewegung, ein Vordenker des kooperativen Naturschutzes in Deutschland und Europa. Er hat Landwirtschaft, Naturschutz und Kommunen an einen Tisch gebracht und trotz mancher Widerstände die Landschaftspflegeverbände zum Erfolgsmodell gemacht. Wir verdanken ihm viel und werden ihm ein ehrendes Gedenken bewahren“, unterstrich die DVL-Vorsitzende.
„Der DVL und seine Landschaftspflegeverbände sind wichtige Partner bei der nachhaltigen Gestaltung unserer Kulturlandschaft. Sie sind mit ihrem Netzwerk ‚Kümmerer‘ in den Regionen vor Ort und zugleich Ideengeber für innovative Lösungsansätze und Partner bei der praktischen Umsetzung. Ihre tägliche Arbeit ist es, Schutz und Nutzung gerade unserer Agrarlandschaft erfolgreich zu verbinden. Ihre Ideen und Vorschläge sind wichtige Ansätze“, unterstrich Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, MdB.
Im Anschluss wurden im Rahmen von Fachforen die Potenziale der solaren Energieerzeugung in der Agrarlandschaft für Klima- und Artenschutz sowie die Hemmnisse und Möglichkeiten der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) zum Erreichen der Gemeinwohlziele erörtert. Auch wurde die Bedeutung der Ressource Wasser und der Umgang mit deren Knappheit diskutiert. Dabei ging man u. a. der Frage nach, wie durch angepasste Nutzung Wasserqualität gewährleistet werden kann.
Umsetzungskonzept zur Wasserrahmenrichtlinie
Wie Martina Prielmeier, LPV Regensburg, ausführte, habe der Landschaftspflegeverband bereits ein Umsetzungskonzept zur Wasserrahmenrichtlinie über die Nebengewässer der Großen Laber erstellt: Paringer Graben, Allersdorfer Bach, Erlbach, Deggenbacher Bach, Röhrbach und Zergmooser Bach. Das Projekt werde vom LPV Regensburg im Auftrag der Kommunen Schierling, Pfakofen, Aufhausen, Sünching und Mötzing betreut. Da Gewässer nicht an Landkreisgrenzen halt machen, reiche das Konzept auch in die Landkreise Kelheim und Straubing-Bogen hinein. Die Umsetzung finde in enger Zusammenarbeit mit dem Wasserwirtschaftsamt Regensburg, dem Amt für Ländliche Entwicklung Oberpfalz, dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Regensburg und den Unteren Naturschutzbehörden statt.
Durch den ständigen engen Kontakt mit den Kommunen konnte Prielmeier zufolge bereits eine ganze Reihe von Maßnahmen aus dem Umsetzungskonzept verwirklicht werden, vieles davon auch als Ausgleichsmaßnahmen für die Kommunen. Wichtige Instrumente dabei seien Flächenankauf bzw. Flächentausch in ökologisch sensiblen Bereichen, gewässerbegleitende Pufferstreifen (10 bis 30 Meter), ein Biotopverbund zur Schaffung gewässerbegleitender Lebensräume oder Retentionsflächen in Überschwemmungsbereichen.
Erneuerbare Energien und Biodiversitätsschutz
Mit Blick auf die Potenziale der solaren Energieerzeugung in der Agrarlandschaft für Klima- und Artenschutz wies Prof. Dr. Markus Reinke, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, Lehrstuhl für Landschaftsplanung, Landschaftsökologie und Umweltsicherung, darauf hin, dass auch im Landkreis Freising der Ausbau Erneuerbarer Energien und zugleich der Biodiversitätsschutz engagiert weiterverfolgt werden. Photovoltaik-Freiflächenanlagen (PV-FFA) kämen dabei eine hohe Bedeutung zu, denn Oberbayern sei aufgrund der hohen Globalstrahlung für PV-Anlagen besonders gut geeignet.
Nach Schätzungen des Landkreises und der Energieversorger sind rund 800 Hektar Photovoltaikflächen in den nächsten Jahren nötig, um die Ausbauziele für Erneuerbare Energien im Jahr 2030 zu erreichen. Dies entspricht etwa einem Prozent der Gesamtfläche des Landkreises Freising. Es gehe darum, diese 800 Hektar Photovoltaik möglichst umweltverträglich zu bauen. Dazu gehöre etwa die Prüfung, ob dies etwa auch in wiedervernässten Flächen des Freisinger Mooses sinnvoll wäre, betonte Reinke.
Nach seiner Einschätzung stellen PV-Freiflächenanlagen bei einer guten Ausführung und einem naturschutzfachlich soliden Nutzungsmanagement keineswegs einen monofunktionalen Flächenentzug für die Energiegewinnung dar; vielmehr ergäben sich im Rahmen einer multifunktionalen Nutzung Potenziale, die Energieerzeugung mit der Schaffung von Biodiversität und neuen Habitatstrukturen für Tierarten etc. zu kombinieren.
Experten seien sich einig, dass etwa auf Brachflächen oder an Lärmschutzwänden der Aufbau von Photovoltaik einen Zusatznutzen generieren kann. Besonders profitieren könnten auch Sonderkulturen wie Hopfen, Obst- oder Beerenplantagen, so der Wissenschaftler. Setze man die einzelnen Zeilen einer Freiflächen-PV-Anlage etwas weiter auseinander, wäre das Entstehen eines Lebensraums für „sonnenhungrige“ Eidechsen denkbar. Wichtig sei die Gewissheit, dass Natur und Landschaft trotz der Energieproduktion geschützt werden.
Ausgezeichnete „Innovative Projekte“
Für ihre herausragenden Leistungen zum Erhalt und zur Entwicklung der Kulturlandschaften wurden im Rahmen des Deutschen Landschaftspflegetags unter anderem zwei Projekte ausgezeichnet. Der erste Preis der Kategorie „Innovative Projekte“ ging an die Lokale Aktion Kuno e. V. (Schleswig-Holstein) für das Projekt „Grünlandwirtschaft Moor“. Über den zweiten Preis durfte sich die Informationskampagne „NATURA 2000 | Lebensraum für Mensch und Natur“ des Landschaftspflegeverbandes Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (Sachsen) freuen.
DK
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