Kommunalverbändezurück

(GZ-21-2022)
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► DStGB-Forstausschuss „Deutscher Kommunalwald“:

 

Tragfähige Waldpolitik in Krisenzeiten

 

Wie gerade auch der Kommunalwald als Wald der Bürger mit klugen Strategien einen Beitrag aus der Krise und für einen Klimawald der Zukunft leisten kann, darüber diskutierten Vertreter des Kommunalwaldes aus ganz Deutschland bei ihrer Bundestagung im saarländischen Mettlach-Orscholz. In Zentrum standen dabei die Themen Wald als nationale Rohstoff- und Energiereserve, die Honorierung der Klima- und Ökosystemleistungen und vor allem das Prinzip der kommunalen Selbstbestimmung, wonach bürgerschaftlich gewählte Stadt- und Gemeinderäte über ihren Wald selbst entscheiden wollen.

Die kommunalen Vertreter wollen die Erfahrungen aus 300 Jahren nachhaltiger Forstwirtschaft mit den neuen Anforderungen an den Wald als CO2-Speicher und den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen im Klimawandel verknüpfen. Aus Sicht des Vorsitzenden des Gemeinsamen Forstausschusses „Deutscher Kommunalwald“, Dr. Karl-Heinz Frieden, und des Hauptgeschäftsführers des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Dr. Gerd Landsberg, ist hier die Politik gefordert, einen breiten und ausgewogenen Konsens über die von der Gesellschaft an den Wald und die Forstwirtschaft gestellten Ansprüche und Sonderleistungen in einer zukunftsgerichteten Waldpolitik durchzusetzen.

Ideologischen Bestrebungen, die einseitig die Zukunft des Waldes unter dem Schirm von Stilllegungen und Reservaten verfolgen, erteilten sie eine Absage. „Wir befürchten, dass die Befürworter von massiven Bewirtschaftungseinschränkungen als ‚Trittbrettfahrer des Klimawandels‘ die nachhaltige Ressource Wald schlussendlich in den ‚Würgegriff‘ bekommen wollen. Wenn wir den Wald als Multitalent erhalten wollen, brauchen wir von Seiten der Politik wirksame Bekenntnisse zum multifunktionalen Wald und keinen Kampf um ideologisierte Deutungshoheiten“, machten Frieden und Landsberg deutlich.

Angesichts der Ereignisse und Krisen seien die bisherigen Strategien der Waldpolitik auf den Prüfstand zu stellen. Der Beitrag von Wald und Holz für das Erreichen der Klimaschutzziele und für eine nachhaltige Energie- und Rohstoffversorgung müsse neu fokussiert werden. Auch beim Thema Wald sei selbstkritisch zu hinterfragen, mit welchen Schritte der Umbau zu einem resilienten Wald der Zukunft gelingen kann.

Für die kommunalen Forstbetriebe, denen nicht nur die Nutzung, sondern auch der Schutz der Wälder ganz besonders am Herzen liegt, seien folgende Themenfelder von besonderer Bedeutung:

1. Antworten auf globale Krisen – Rückbesinnung auf den Wald als nationale Rohstoff- und Energieressource

Notwendig sei ein klares Bekenntnis zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung und der Nutzung des Rohstoffes Holz, als Lieferant für erneuerbare Energien und Substitut durch Bauen mit Holz und zur Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten. Dazu müsse die im Koalitionsvertrag angekündigte Holzbauinitiative zügig umgesetzt werden, um die Treibhausgasemissionen des Bausektors langfristig zu senken. Zwingend erforderlich seien zudem Folgenabschätzungen über die Auswirkungen von einem Einschlagsstopp in alten Buchenwäldern, Einschlagsmoratorien und einer Extensivierung der Laubholznutzung auf die Wirtschaft, die Rohstoffversorgung und die Klimabilanz.

2. Honorierung der Klima- und Ökosystemleistungen der Wälder auch für Kommunen schnellstmöglich umsetzen

Für kommunale Forstbetriebe ist die Gleichrangigkeit der Schutz-, Nutz- und Erholungsfunktion ein hohes Gut und von zentraler Bedeutung. Dies bedeutet ein gleichrangiges Miteinander von Biodiversität, Bioökonomie und den sozialen Funktionen des Waldes. Da aus der Holznutzung auf lange Sicht kein ausreichender Ertrag zum Umbau der Wälder gezogen werden kann, müssen die Leistungen der Waldbesitzer in allen Bereichen honoriert werden. Nach dem Grundsatz „Öffentliches Geld für öffentliche Güter“ gelte es einen Gemeinwohlausgleich zu Gunsten der Waldbesitzenden zu etablieren.

3. Prinzip kommunaler Selbstbestimmung

Kommunalwald ist Bürgerwald. Waldbesitzende Städte und Gemeinden lehnen eine Bevormundung in der Waldbewirtschaftung ab. Sie setzen vielmehr auf eine gestaltende Waldpolitik vor Ort, die die Ansprüche von Bürgern, Forst- und Holzwirtschaft sowie Naturschutz klug miteinander verbindet. Die kommunalen Waldbesitzer sprechen sich daher gegen eine generelle Anhebung der waldgesetzlichen Bewirtschaftungsstandards aus. Darüber hinaus gelte es, die Bedürfnisse der Menschen im ländlichen Raum zu beachten: Kein Verbot der Brennholznutzung – gerade in Zeiten von Energieknappheit. Rundholz und Sperrholz, Bauholz und Furniere, aber auch Pellets und Brennholz müssen auch künftig aus den Kommunalwäldern gewonnen werden können. Auf diese Weise wollen die Kommunalwaldvertreter umsetzen, dass der Kommunalwald Bürgerwald ist und auch künftig bleibt.

Mit Blick auf die angekündigten neuen Akzente und Schwerpunkte der neuen Bundesregierung in den Themenfeldern Wald und Forstwirtschaft, Klimaschutz und Biodiversität bleibt es für die kommunalen Forstbetriebe laut Frieden und Landsberg eine spannende und gravierende Frage, welche Sichtweise auf den Wald sich durchsetzen wird. Welches Gewicht räumt die Koalition den Meinungen und Wertevorstellungen von mehr als 60 Millionen Einwohnern in den Großstädten und Ballungszentren ein, für die soziale und ökologische Belange der Wälder eher Vorrang gegenüber der Rohstoffproduktion haben? Und wie werden die Interessen der annährend 20 Millionen Bürger im ländlichen Raum berücksichtigt, für die die Forstwirtschaft einer der wichtigsten Wirtschaftszweige bildet?

Klimaschutz, Naturschutz, Biodiversität und Wertschöpfung

Die verschiedenen Anspruchserwartungen an den Wald in eine vernünftige Balance zu bringen, werde kein Unterfangen sein, betonten Frieden und Landsberg. Gelingen könne dies nur, wenn bei Bürgern und Politikern „endlich wieder ein Gefühl dafür entsteht, dass in unseren Wäldern hohe Werte wachsen, deren Nutzung zur Wertschöpfung beiträgt und gleichzeitig Klimaschutz, Naturschutz, Biodiversität und die Bevölkerung davon profitieren“. Dazu müssen alle Akteure aufeinander zugehen und sich auch auf Kurskorrekturen einlassen.

DK

 

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