Bis zu 15 Prozent des Wärmebedarfs im Gebäudesektor könnten mit Abwasserwärme abgedeckt werden, heißt es in dem Antrag. Die aus unmittelbarer Umgebung gewonnene Energie sei sauber, direkt vor Ort nutzbar und CO2-neutral. Für eine sichere, bezahlbare und nachhaltige Wärmeversorgung gelte es, diese noch versteckte Ressource nutzbar zu machen. Die Unionsfraktion schlägt vor, ein Ausbauziel von zehn TWh Abwasserwärme bis 2030 anzustreben. Es brauche ein Ausbauziel, analog zur Geothermie, um Abwasserwärme Sichtbarkeit und Legitimation zu verleihen.
Infrastruktur bietet großes Potenzial
Die bereits vorhandene Abwasserinfrastruktur biete ein großes Potenzial für die Energiegewinnung aus Abwasser. Insbesondere in urbanen Räumen könne sich dieses Potenzial entfalten – vor allem dort, wo es bisher noch an innovativen und klimaneutralen Lösungen fehle.
Abwasserwärme sei vergleichsweise einfach erschließbar. Je nach Größe der Kläranlagen könne sie auch für kleinere Kommunen eine Option sein, wenn das Kanalnetz zwar zu klein ist, aber es ausreichend Abwassermengen gibt. Zukünftig müsse auch die Abwasserwärme als Energiequelle mit Geothermie, Solarthermie, Biomasse und Wasserstoff im Wettbewerb stehen oder gleichzeitig genutzt werden, um die Wärmenetze klimaneutral zu speisen, heißt es.
Wertvolle Energie im Abwasser gehe vielerorts in der Kanalisation verloren. Dies sei verschwendetes Potenzial. „Es scheitert nicht an der technischen Machbarkeit, sondern am politischen Willen der Ampel.“
Stellungnahmen zum Antrag
Anlässlich einer Anhörung des Ausschusses für Klimaschutz und Energie im Bundestag waren Expertinnen und Experten geladen, um Stellung zu einem Antrag der Fraktion der CDU/CSU im Bundestag zu nehmen. Laut Dr. Kai Lobo, stellvertretender VKU-Hauptgeschäftsführer, „kann Abwasserwärme vor allem in dicht besiedelten Gebieten ein wichtiger Baustein für die Wärmewende sein. Deswegen sollte das Potenzial der Abwasserwärme auch beim nächsten Fernwärmegipfel auf der Agenda stehen.“
Für den Ausbau der Fernwärme im Allgemeinen und die Nutzung der Abwasserwärme im Speziellen würden generell einheitliche Regelungen, klare Zuständigkeiten und vor allem Investitions- und Planungssicherheit benötigt. Für den Fernwärmeausbau gehöre dazu auch eine Aufstockung der BEW auf 3 Milliarden Euro pro Jahr und eine KWKG-Verlängerung. „Bei der Umsetzung in den Kommunen brauchen wir mehr und geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Genehmigungs- und Fachbehörden und die Beteiligung kommunaler Unternehmen an Entscheidungsprozessen“, führte Lobo abschließend aus.
Wie Tim Bagner vom Deutschen Städtetag bemerkte, sei Abwasserwärme vor allem in Kommunen ein wichtiges Thema. Obwohl das Potenzial nach seiner Beobachtung wohl eher bei fünf als bei 15 Prozent liege, könne Abwasserwärme ein relevanter Faktor sein. Allerdings brauche es für die Umsetzung aufgrund zu hoher Anfangsinvestitionen eine verstärkte Förderung für die Kommunen.
Licht und Schatten
Aus Sicht von Benjamin Köhler vom Öko-Institut ist die Technik vorhanden, etabliert und in anderen europäischen Ländern auch schon weiterverbreitet. Hemmnisse hierzulande seien die unzureichende Zugänglichkeit von Informationen wie beispielsweise zu digitalen Karten zur Lage und anderen Parametern des Kanalnetzes, sowie Wissenslücken und Bedenken bei kommunalen Akteuren und Projektentwicklern hinsichtlich der Potenziale und nicht standardisierte Genehmigungsprozesse.
Warnung vor Risiken und unerwünschten Nebenwirkungen
Frank Hennig, Diplomingenieur für Kraftwerksanlagen und Energieumwandlung warnte vor Risiken und unerwünschten Nebenwirkungen. So sollte etwa die Auswirkung abgekühlten Abwassers auf den Klärprozess untersucht werden. Sollte die Wirkung der Mikroorganismen (Bakterien) durch niedrigere Abwassertemperaturen negativ beeinflusst werden, könne möglicherweise der gesamte Klärprozess gefährdet werden und es drohe eine Überschreitung der Reinwasser-Grenzwerte.
DK
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