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(GZ-22-2024 - 21. November)
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► Aktuelle Stunde im Bayerischen Landtag:

 

„Tourismus in Bayern – Leitökonomie: vielfältig, nachhaltig, erfolgreich“

 

Vor kurzem kürte der weltbekannte Reiseführer Lonely Planet Bayern zu einer der zehn besten Reiseregionen Europas für 2025. Wie die Tourismusbranche nachhaltig und erfolgreich weiterentwickelt werden kann, wurde nun auf Vorschlag der CSU-Fraktion im Rahmen einer Aktuellen Stunde im Bayerischen Landtag erörtert.

Das Tourismusland Bayern boomt. Zum zweiten Mal knackte der Freistaat 2023 die 100-Millionen-Marke und auch 2024 lagen die Übernachtungszahlen in den Monaten Januar bis August bayernweit bereits knapp 3 Prozent über dem Niveau des Vorjahres. Wie der tourismuspolitische Sprecher der CSU-Fraktion Thomas W. Holz betonte, sei Bayern mit seiner einzigartigen Kulturlandschaft Aushängeschild Deutschlands in der ganzen Welt und stehe für einen werteorientierten, nachhaltigen Qualitätstourismus. „Indem wir die aktuellen Herausforderungen der Branche beherzt angehen, sorgen wir für ausgezeichnete Perspektiven. Neben einer stabilen und bezahlbaren Energieversorgung sowie spürbarem Bürokratieabbau brauchen wir in Deutschland dringend die Arbeitszeitflexibilisierung, um angemessen auf den Fachkräftemangel reagieren zu können. Ein echter Booster für touristische Betriebe wäre auch die von uns immer wieder geforderte Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie zurück auf 7 Prozent“, unterstrich Holz und forderte den Bund auf, sich hier „endlich zu bewegen“. „Mit der BayernCloud Tourismus arbeiten wir schon heute an der innovativen Vernetzung touristischer Daten und Angebote. Damit ermöglichen wir ganz neue Anwendungen, wie beispielsweise ein Echtzeit-Besuchermanagement“, fuhr der Fraktionssprecher fort. Dies helfe den Tourismusregionen und Betrieben gleichermaßen und könne auch die Tourismusakzeptanz erhöhen.

„Wir wollen den bayerischen Tourismus stärken und zukunftsfähig gestalten“, erklärte Markus Saller, Sprecher für Wirtschaft und Landesentwicklung der Freie Wähler-Landtagsfraktion. Der Tourismus schaffe Arbeitsplätze, stütze Gastronomie und Hotellerie und sei ein entscheidender Faktor für den Wohlstand in den ländlichen Regionen. Doch stehe er aktuell ebenso vor großen Herausforderungen. Der Klimawandel verlange Anpassungen beim Wintersport und die Digitalisierung sorge in rasantem Tempo für neue Möglichkeiten und Trends im Tourismus. „Unsere Aufgabe ist es weiterhin, den Tourismus so zu diversifizieren, dass der Freistaat ganzjährig attraktiv bleibt“, hob Saller hervor. Bayern sei ohne den Wintertourismus nicht denkbar, „dennoch benötigen wir ebenso eine verstärkte Förderung von alternativen touristischen Angeboten – im Sommer mit Rad- und Wanderwegen, Klettergärten oder kulturellen Veranstaltungen. Im Winter müssen wir innovative Lösungen finden, wie etwa die Optimierung von Beschneiungsanlagen oder den Ausbau von Wellness- und Gesundheitstourismus.“ Bereits in der vergangenen Legislaturperiode hätten die „Tourismusoffensive Bayern“ sowie das Programm „Digitales Gästeerlebnis Bayern“ des Bayerischen Wirtschaftsministeriums wichtige Impulse gesetzt. Diesen erfolgreichen Weg gelte es konsequent fortzusetzen.

Bayerns Tourismus stehe gut da aufgrund der innovativen Arbeit der Unternehmen in dieser Branche, konstatierte der tourismuspolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Ralf Stadler. Doch dürfe nicht vergessen werden, dass mitunter auch vielversprechende Ansätze behindert würden. Exemplarisch nannte Stadler das Skizentrum Mitterdorf/Mauth im Landkreis Freyung-Grafenau, wo die CSU eine befestigte Zufahrt von Annathal zur Talstation verhindert habe. „Wenn schon für die Modernisierung des Wintersportzentrums Mitterdorf gut 23 Millionen Euro ausgegeben werden, dann sollte mehr möglich sein“, meinte der AfD-Abgeordnete.

Tourismussprecher Christian Zwanziger (Bündnis 90/Die Grünen) thematisierte u.a. die Frage der Nachhaltigkeit und bezeichnete die Klimakrise als immense Herausforderung für den Freistaat. Angesichts von Hochwassern bzw. Niedrigwassern, die Kanuverleiher und die Schifffahrt an Donau und Main beeinträchtigten, lautete seine Botschaft: „Tourismus ja, aber Tourismus braucht intakte Natur. Dazu gehören Umweltschutz sowie Klimaschutz und deswegen müssen wir da endlich aktiver werden.“

Als vielversprechend bezeichnete SPD-Kollegin Martina Fehlner nach schwierigen Corona-Jahren die Halbjahresbilanz 2024 des bayerischen Tourismus mit bereits 48,5 Millionen Übernachtungen und nahezu 18 Millionen Gästeankünften. Dies sei ein „respektables Zwischenergebnis“. Angesichts der großen Veränderungen und Herausforderungen im Tourismus sei der Fokus nicht nur auf steigende Gästezahlen im Sinne von „schneller, höher, weiter“ zu richten, sondern auch auf die Themen Qualität, Nachhaltigkeit, Wertschöpfung und Naturverträglichkeit sowie eine intakte Infrastruktur, Mobilität und entsprechenden Service.

Erlebnisraum für Gäste

Heftige Kritik äußerte Staatsministerin Michaela Kaniber am „Gegenwind der Berliner Ampel mit Windstärke 10“. Während in Deutschlands Nachbarländern die Wirtschaft floriere, habe die Bundesregierung das Land in die Rezession getrieben. Dagegen begrüßte die Ministerin die Bereitschaft von 84 Prozent der deutschen Bürger, immer noch gerne in den Urlaub zu fahren. Davon profitiere auch Bayern. Im Kontext des weiteren Ausbaus von Premium- und Qualitätstourismus müssten insbesondere der Erlebnisraum für den Gast gestärkt, aber auch der Lebensraum der Einheimischen gesichert werden. Dazu gehöre Nachhaltigkeit im Zusammenspiel von Landwirtschaft und Tourismus. Neben einer verantwortungsvollen Besucherlenkung vor allem zum Schutz der Natur plädierte Kaniber für ein intelligentes Besuchermanagement in sehr gut besuchten Regionen mit dem Einsatz von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz. Statt überfüllter Hotspots solle der Gast alternative Ziele in Echtzeit ansteuern. Darüber hinaus sei der Wintersport in den nächsten Jahren weiter zu stützen und zu stärken, bemerkte die Ministerin. Dass Skifahrer ohne den Einsatz von Beschneiungsanlagen ihrem sportlichen Vergnügen nicht mehr frönen würden, sei ein Trugschluss. Sie würden weiter ihrem Hobby nachgehen, aber dann eben nach Italien, in die Schweiz und nach Österreich ausweichen.

DK

 

 

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