(GZ-8-2023) |
► Kommunen fit für die Zukunft machen: |
Chancen der Energiewende strategisch nutzen |
Teil 1: Komplexe Herausforderungen im kommunalen Klimaschutz |
Die dramatischen Entwicklungen im Osten Europas haben die Verfehlungen der deutschen Klimaschutzpolitik der letzten Dekade sichtbar gemacht. Die Energieversorgung sichern, zugleich den Ausbau der erneuerbaren Energien massiv forcieren und die vernachlässigten Klimaschutzziele konsequent umsetzen setzt nicht nur die Bundespolitik unter Druck, sondern auch die Kommunen vor Ort. Denn hier liegen große Potenziale, die es zur Zielerreichung in kurzer Zeit zu heben gilt.
Kerstin Gollner. Bild: EQU:WIN GmbH
Was können gerade Kommunen tun und wie können im kommunalen Bereich Bedingungen geschaffen werden, die dem notwendigen Veränderungsprozess Rückenwind geben und Blockaden auflösen? Dieses Thema stand im Mittelpunkt des LENK KOMMUNity-Netzwerktreffens der bayerischen Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker, zu dem die Landesagentur für Energie und Klimaschutz im Oktober 2022 nach Schloss Nymphenburg eingeladen hatte. Das Programm, das sich an Landräte sowie an Bürgermeister richtete, stand unter dem Motto „Klimaschutz und Energiewende zur Chefsache machen“.
Wie Kommunen Dinge richtig anpacken und welche Hebel sie strategisch richtig bedienen können, um die Transformation erfolgreich zu schaffen, darüber informierte Dr. Kerstin Gollner*, Transformationsspezialistin und Unternehmerin. Gemäß dem Motto der Veranstaltung führte sie dazu „Tipps und Tricks aus dem Transformationsmanagement“ aus. Zunächst jedoch beschrieb sie typische Blockaden, an denen eine nachhaltige Entwicklung zur zukunftsfähigen Kommune häufig scheitern. Viele im Saal ließen die Beispiele schmunzeln und bestätigend nicken.
Die acht Transformationshebel, von der guten Vision über einen sinnvollen, aber pragmatischen Werkzeugkasten, mit Kooperationen bis zur effizienten Quervernetzung und Priorisierung, beruhen auf langjährigen Erfahrungen in großen Veränderungsprojekten in der Industrie. Gollner bereitete diese Hebel auf und übertrug sie auf die besonderen Herausforderungen im kommunalen Klimaschutz. „Das Zusammenwirken ist entscheidend“, so der Appell an alle Chefs in den Landkreisen und Kommunen. „Bilden sie ein Klimaverantwortungsteam um sich und sorgen Sie für eine klare, quervernetzte und verantwortliche Rolle der Klimaschutzmanager und -managerinnen. Machen sie klar, dass dieses Team Ihre Unterstützung und Aufmerksamkeit hat!“
Echte Bürgerbeteiligung: Ein wichtiger Hebel zum Erfolg
Wie gerade in den Kommunen zu beobachten ist, die sehr erfolgreich Energiewendeziele erreichen, liegt großes Potenzial in der Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern. Häufig sind Bürgerinitiativen vor Ort die Keimzelle für große Transformationen. Wichtig sind echte Bürgerbeteiligungen, die den Querschnitt der Bevölkerung einbinden – fatal hingegen Scheinbeteiligungen, was die Einbindung unglaubwürdig macht. Besondere Aufmerksamkeit gebührt auch der „False Balance“: Zahlenmäßig kleine Widerständler haben überproportionale Wirkung und blockieren Entscheidungen, während die breite, zustimmende Mehrheit nicht in ihrem Gewicht wahrgenommen wird.
Viele aktuelle Umfragen belegen: Die Akzeptanz der Bevölkerung für die Energiewende ist auf konstant hohem Niveau. Das gilt auch für weit sichtbare Anlagen: Die Nutzung und der Ausbau der Windenergie an Land werden von einem starken gesellschaftlichen Konsens getragen. Der Ukrainekrieg hat die Zustimmung noch einmal verstärkt. Das bestätigt auch wieder eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa im Auftrag der Fachagentur Windenergie an Land, die im Juli 2022 einen repräsentativen Querschnitt der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland befragte. So gab ein Drittel der 1.001 Befragten an, dass der Ausbau der Windenergie an Land jetzt für sie wichtiger als davor sei. Klare Erfolgsfaktoren bei der Umsetzung von Projekten und Beteiligung und Teilhabe, konkret also Transparenz durch frühe und umfassende Informationen und schließlich auch finanzielle Teilhabe.
Dr. Kerstin Gollner ist Transformationsspezialistin und Unternehmerin. Seit über 20 Jahren berät sie mit Fokus Change Management in der Automobilindustrie, Telekommunikation, für Banken, Handel, Chemie, Versicherungen, Stiftungen, Universitäten und Stadtverwaltungen. Projekte im kommunalen Klimaschutzmanagement sind u.a. der Aufbau der Klimaallianz Frankfurt, Organisationsuntersuchung und Konzeption zu IHKM (Integriertes Handlungsprogramm Klimaschutz München), und die Bürgerbeteiligungsinitiative „Gemeinsam Zukunft Machen Ebersberg“ (https://gemeinsamzukunftmachen.de).
Dr. Kerstin Gollner
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