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(GZ-6-2021)
Gastbeiträge

► Kommunales Angebot in Corona-Zeiten:

 

Virtuelle Ausbildungs- und Karrieremessen

 

Von Dr. Petra Schütt, Bülent Bulut, Robert Hanslmaier, Dr. Horan Lee, Cengiz Onur Referat für Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt München, Fachbereich Kommunale Beschäftigungspolitik und Qualifizierung

Wenn Präsenzmessen nicht stattfinden können, werden coronasichere Alternativen für Unternehmen und Jobsuchende dringend benötigt. Kommunen können eine zentrale Rolle einnehmen, um regionale Potenziale zu bündeln und gemeinsam neue Wege zu gehen. 

Das Referat für Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt München hat im Spätsommer 2020 gemeinsam mit zentralen Partnern wie Agentur für Arbeit, Jobcenter, HWK, IHK, VHS usw. ein digitales Messeangebot auf die Beine gestellt.

Schwierigkeiten bei der Ausbildungsplatzsuche

Auslöser waren Meldungen vor allem aus den Mittelschulen, dass die Jugendlichen große Schwierigkeiten beim Zugang zu Praktikumsplätzen und bei der Ausbildungsplatzsuche haben.

Damit war klar, dass die bisherigen Ausbildungs- und Jobmessen komplett ins Netz verlegt werden müssen. Offen war, wer die Federführung übernimmt. Die bewährten „Messepartner“ hatten wenig Erfahrung mit der Umsetzung von digitalen Messeformaten.

Für den Referenten für Arbeit und Wirtschaft Clemens Baumgärtner war es eine Selbstverständlichkeit, nach virtuellen Lösungen zu suchen, um jungen Menschen und ausbildungswilligen Unternehmen ein Angebot machen zu können:

„Ausbildung und Arbeit dürfen wegen der Coronakrise nicht ins Hintertreffen geraten. Wir wollten daher alle digitalen Möglichkeiten nutzen, um trotz der Herausforderungen durch Corona bestmögliche Information und Unterstützung anzubieten. Die digitalen Lösungen, die durch das MBQ angeboten wurden, waren sehr attraktiv und haben Zukunft.“

Über das Münchner Beschäftigungs- und Qualifizierungsprogramms (MBQ) wurde eine Jahreslizenz für eine Online-Messe-Plattform der Firma Expo-IP erworben und im September 2020 konnte die erste virtuelle Ausbildungsmesse online gehen.

Wichtige Kriterien für die Auswahl der Messeplattform waren überschaubare Lizenzgebühren, eine möglichst hohe Nutzerfreundlichkeit (Stichwort: Usability), und dass den Nutzerinnen und Nutzern keine weiteren Kosten entstehen.

Virtuelle Messeräume

Mit der Finanzierung übernahm die Verwaltung gleichzeitig auch Aufgaben wie Planung, Organisation und technische Umsetzung, die im Wesentlichen in Eigenregie erfolgten. So wurden Grundeinstellungen und die grafische Gestaltung der virtuellen Messeräume (u.a. Navigationstexte, Landing-Page, virtuelle Lobby etc.) durch die Verwaltungsmitarbeiter erarbeitet und online gebracht.

Die Aussteller können ihre virtuellen Messestände mit eigenem Informations- und Filmmaterial (MP4-Formate) sowie weiterführenden Links bestücken. Der Austausch mit potenziellen Bewerbern ist über Chat- und Videofunktionen sowie per Telefon möglich.

Die Netzwerkpartner informierten interessierte Unternehmen über das kostenfreie Ausstellungsangebot. Parallel wurde bei Schulabgänger:innen, Job- und Praktikasuchenden über Schulen, die Berufsorientierung, stadtweite Beratungsangebote, Social Media Kanäle (Facebook, Instagram, Tiktok etc.) und Posterkampagnen für die Messen geworben.

Wenig Zugangshürden

Für unterschiedliche Zielgruppen variierte die Dauer der Messen von mehreren Stunden (internationale Fachkräfte) über mehrere Tage (Ausbildungsmessen). Zu Beginn wurde auf eine Registrierung verzichtet, da wir möglichst wenig Zugangshürden aufbauen wollten. Bis Februar 2021 fanden vier virtuelle Messen mit durchschnittlich 30 Ausstellern statt.

Die Verwaltungsmitarbeiter haben sich mit viel Engagement und unter hohem Zeitdruck mit verschiedenen Tools vertraut gemacht und den Ausstellern einen umfangreichen Support geleistet. So wurden Templates erstellt, Leitfäden erarbeiten, Grundeinstellungen für die virtuellen Stände vorgenommen und kontinuierlich verbessert sowie Bearbeitungsrechte verwaltet.

Es gab Unterstützung bei allen Fragen der Standgestaltung, z.B. Einbindung von Video-Live-Chat-Systemen etc. Dieses Wissen wurde unmittelbar mit den beteiligten Kooperationspartnern und den Unternehmen erarbeitet und geteilt. Die meisten Unternehmen hatten bislang wenig Erfahrung mit digitalen Messeformaten.

Unmittelbar nach den Messen wurden die Unternehmen und sonstigen Aussteller zu ihren Erfahrungen befragt, um das Angebot möglichst zeitnah anpassen zu können. Sie zeigten sich mit der Organisation der Messen überwiegend zufrieden. Die umfangreiche Unterstützung der Stadtverwaltung hat dazu beigetragen, dass der Ressourceneinsatz für die Gestaltung des Messeauftritts von vielen Unternehmen als überschaubar eingestuft wird.

Wir sehen digitale Ausbildungs- und Jobbörsen als wichtige Alternative und für die Zukunft als interessante Ergänzung zu den klassischen Präsenzveranstaltungen. Diesen Prozess wollen wir mit kommunalen Ressourcen weiter begleiten und unterstützen.

 

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