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(GZ-24-2022)
Gastbeiträge

► Reiseeindrücke aus Togo:

 

Ein Tropfen auf den heißen Stein - mit gigantischer Wirkung

 

von Michael von Hassel

Angesichts der Flüchtlingskrise im Jahre 2015 wuchs bei meiner Mutter Anne-Marie von Hassel das Bedürfnis, sich in Afrika für die Menschen dort – und zwar vor Ort – zu engagieren. Ich selbst habe die ärmsten Länder dieses Kontinents bereist und erlebt, wie unfassbar schlecht Entwicklungshilfe zumeist eben nicht funktioniert und wie gespendetes Geld oft nur in korrupten Strukturen versickert und wirklichen Fortschritt nicht fördert. Mami wollte einen Teil ihrer Altersversorgung für den Aufbau eines neuen Schulgebäudes verwenden. Ich war dagegen, denn ich kannte den Verein Hilfe für Togo e.V. noch nicht und hatte Angst, das wäre alles für die Katz und wenn überhaupt nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Die Bayerische GemeindeZeitung und Familie von Hassel sind offizielle Partner der neuen Schule in Alouenou. Gebraucht wird auch dort noch vieles – und beim Verein Hilfe für Togo e.V. erst recht. Spenden sind durchaus willkommen. Michael von Hassel (Bildmitte) verteilte nach der offiziellen Einweihung Bleistifte an die Schülerinnen und Schüler.
Die Bayerische GemeindeZeitung und Familie von Hassel sind offizielle Partner der neuen Schule in Alouenou. Gebraucht wird auch dort noch vieles – und beim Verein Hilfe für Togo e.V. erst recht. Spenden sind durchaus willkommen. Michael von Hassel (Bildmitte) verteilte nach der offiziellen Einweihung Bleistifte an die Schülerinnen und Schüler.

Heute steht im kleinen Dorf Alouenou in Togo „irgendwo im Mittelalter“ ein neues Schulgebäude samt Toilettenhäuschen, Wasserturm bzw. Brunnen der das ganze Dorf mit sauberem, gesundem Trinkwasser versorgt. Meine Mutter, meine Schwestern und auch ich haben dazu einen Beitrag geleistet, persönlich und namens unserer Bayerischen GemeindeZeitung.

Ein Volksfest zur Eröffnung

Ich hatte die große Ehre das Gebäude Ende November 2022 zu eröffnen. Es war ein gigantisches Volksfest. Wir wurden empfangen, da blieb mir „einfach die Spucke weg“. Der Tag war geprägt von soviel Freude, Dankbarkeit und Liebe. Die Menschen in Togo erleben durch den Verein Hilfe für Togo einen gigantischen Fortschritt und sie bereiteten uns einen Empfang, wie ich ihn noch nie zuvor erlebt hatte. Es sind die Menschen, die diesen Verein und seine Arbeit tragen. Vorstand Anton Weber mit seiner Frau Barbara, etwa 150 aktive Vereinsmitglieder und mehr als 1.500 Helfer, Förderer und Sponsoren.

Ambitionierte Menschen werden vor Ort gebraucht

In meiner Rede betonte ich, wie gefährlich und oft tödlich der Weg durch die Sahara und das Mittelmeer nach Europa ist. Außerdem würden junge und ambitionierte Menschen hier vor Ort dringend gebraucht um ihr eigenes Land aufzubauen und zur Blüte zu führen. Mir wurde von allen Seiten, den Dorfältesten, dem Präfekten der Region, dem Bürgermeister, den Lehrern und nicht zuletzt den Schülerinnen und Schülern zugestimmt und für die klaren Worte gedankt.

Seit nunmehr 30 Jahren unterstützt der Verein Hilfe für Togo e.V. sehr erfolgreich die Menschen in Westafrika. Vereinsvorsitzender Anton Weber (links) kümmert sich immer wieder persönlich vor Ort um die zahlreichen Projekte.
Seit nunmehr 30 Jahren unterstützt der Verein Hilfe für Togo e.V. sehr erfolgreich die Menschen in Westafrika. Vereinsvorsitzender Anton Weber (links) kümmert sich immer wieder persönlich vor Ort um die zahlreichen Projekte.

Der Verein Hilfe für Togo e.V. hat für uns das Schulgebäude errichtet. Diese Organisation ist seit 30 Jahren im Land aktiv. Zunächst wurde in der Regionalhauptstadt Kpalimé ein Ausbildungszentrum errichtet. Im sog. „ABCN“ werden heute verschiedene Berufsausbildungen im dualen System angeboten. Dazu zählen Schreiner, Automechaniker, Schweißer, Dreher, Elektriker; aber auch das Schneidern kann erlernt werden. Im Ausbildungsrestaurant Macumba werden Köche ausgebildet. Mittlerweile wurden über die Jahre etwa 1.300 Gesellenbriefe an Absolventen des ABCN überreicht. Darüber hinaus unterstützt der Verein Existenzgründungen von Absolventen, die im Mietkaufverfahren Maschinen und Ausrüstungsgegenstände erhalten.

Transparente Finanzen, tadellose Qualität

Mit diesem ABCN-Zentrum bzw. den Mitarbeitern werden dann überall im Land die Schulgebäude errichtet. So kann nicht nur sichergestellt werden, dass die Häuser handwerklich von guter Qualität sind sondern auch, dass kein Geld in dunklen Kanälen verschwindet. Alles passiert höchst transparent und korrekt.

Die Projekte

Bisher wurden über 43 Schulhäuser und Kindergärten überall im Land errichtet. Weitere sind im Bau befindlich bzw. in Planung. Es wird stets viel Wert darauf gelegt, dass es möglichst viele Lehrerinnen gibt. So ist die Wahrscheinlichkeit wesentlich höher, dass Mädchen in der Schule nicht missbraucht werden bzw. überhaupt zur Schule gehen können. Ausgebildete Frauen bekommen später viel weniger Kinder und das ist die beste Lösung für so viele Probleme Afrikas und der Welt. Die Toi-
lettenhäuser helfen, dass Mädchen sich nicht mehr im Gebüsch erleichtern müssen, wo sie oft von Schlangen gebissen werden oder eben erneut Missbrauchsgefahren ausgesetzt sind. Die saubere Trinkwasserversorgung reduziert Krankheiten und die hohe Kindersterblichkeit massiv.

Landwirtschaft und Aufforstung

Daneben betreibt der Verein auch landwirtschaftliche Betriebe und Aufforstungsprojekte. Es werden Waisenkinder versorgt bzw. Pflegefamilien für sie gesucht und gefunden. Für die Ernährung und das Schulgeld dieser Kinder wird ebenso gesorgt. Frauen bekommen regelmäßig Wäsche aus Kleiderspenden. Medikamente werden verteilt und auch Menschen mit körperlichen Herausforderungen werden integriert.

Karriere nach der Ausbildung

Mich beeindruckt vor allem auch die Einstellung zu allem, die hier vermittelt wird. Streckenweise kam es mir so vor, als wäre ich in einer richtig guten schwäbischen Werkstatt. Alles ist sauber, wird aufgeräumt. Werkzeuge werden gepflegt. Man ist pünktlich und macht gute Arbeit. Dieser Virus trägt sich dann so ins Land hinaus. Wir hatten Gelegenheit ehemalige Absolventen in deren Werkstätten zu besuchen. Einer kam zum Lunch zu uns. Sein absoluter Traum vor vielen Jahren war es gewesen, einmal im Leben einen Mercedes zu besitzen. Heute fährt der Schreiner und Arbeitgeber von 10 weiteren Personen mit eben so einem Wagen. Er hatte damals völlig mittellos hier im Ausbildungszentrum seine Lehre begonnen.

Steter Tropfen höhlt den Stein

Das sind alles ganz wunderbare Entwicklungen. Viele tausende Mädchen und Jungen können heute zur Schule gehen, Azubis eine Ausbildung machen und und und. Der Verein hat über die Jahre mit Sicherheit die Leben von mehr als 100.000 Menschen positiv beeinflusst. Aber es bleibt noch unendlich viel zu tun. „Unsere“ Schule mag nur ein Tropfen auf den heißen Stein“ sein; und ist doch so viel mehr. Der Volksmund sagt „steter Tropfen höhlt den Stein“. So ist es wirklich. Es ist also noch sehr viel zu tun. Wenn Sie, die werten Leserinnen und Leser dieser Zeilen etwas helfen können, so tun Sie das mit bestem Gewissen beim Verein Hilfe für Togo e.V.. Ich kenne nun all‘ die helfenden Hände in Deutschland und auch vor Ort. Man kann diesen guten Menschen vertrauen.

Schließlich danke ich meiner Mutter, die durch ihr Engagement meine Perspektive auf diesen wunderbaren Kontinent noch einmal verändert hat.

Michael von Hassel im Dezember 2022

 

Wichtige Links

Verein Hilfe für Togo e.V.: www.hilfe-fuer-togo.de
Reiseblog Togo 2022: http://schlatthof.net/category/togo-reise-herbst-2022
Aktion Hoffnung schenken: http://schlatthof.net/togo-reise-herbst-2022/hoffnung-schenken-2022-weihnachtsgeschenk
1000 Schulen für unsere Welt: www.1000schulenfuerunserewelt.de
Engagement Global: www.engagement-global.de
Bayerische Staatsregierung: www.stmwi.bayern.de/internationalisierung/entwicklungspolitik
Landkreis Donau-Ries: www.donauries.bayern/region/entwicklungszusammenarbeit/1000-schulen-fuer-unsere-welt
Radio-Interview mit Landrat Stefan Rößle: https://share.ard-zdf-box.de/s/qmZRS5RMi7icnfD
Stiftung fly & help: www.fly-and-help.de

 

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