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(GZ-4-2023)
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► Rückbau:

 

Flussbefreier gesucht

WWF unterstützt den Rückbau von drei nicht mehr genutzten Querbauwerken, z.B. Wehren, in deutschen Flüssen und Bächen mit jeweils bis zu 30.000 Euro

 

Ein Beitrag von Dr. Ruben van Treeck, WWF

Lange Zeit blockierte ein ungenutztes Wiesenwässerwehr den Weg der Fische an der Baunach bei Bamberg (vgl. GZ 23/2021). Durch die finanzielle Unterstützung des WWF Deutschland konnte es im Herbst 2021 von Mitarbeitern des Wasserwirtschaftsamt Kronach entfernt werden. Seither fließt die Baunach hier wieder frei, zur Freude auch von Tobias Roppelt, dem Bürgermeister der Stadt Baunach. Der Fluss sei wichtig für den Ort, so Roppelt, er sei sogar im Wappen der Stadt verewigt. Für viele Menschen und Kommunen sind Flüsse und Bäche ein prägender und identitätsstiftender Teil ihrer Umwelt. Sie zieren nicht nur Wappen, sondern sind oftmals auch Namensgeber der Orte, die sie durchfließen, dienen der Erholung der Bevölkerung und bieten vielfältige Lebensräume für die Tier- und Pflanzenwelt.

Auch dieses Jahr unterstützt der WWF Deutschland den Rückbau von Barrieren im Fluss. Mit Mitteln der Deutschen Postcode Lotterie können im Rahmen des Projekts „Lebendige Flüsse“ drei nicht mehr benötigte Querbauwerke entfernt werden. Für jeden Rückbau stehen bis zu 30.000 Euro als Unterstützung zur Verfügung. Die Gelder werden im Rahmen eines Wettbewerbs vergeben. Die Einreichfrist ist der 31. Mai 2023. Die Bewerbungen werden von einer fünfköpfigen Jury nach objektiven Kriterien geprüft. Die drei Gewinner-Projekte werden ab Anfang August bekannt gegeben. Die Rückbauten sollten bis zum Ende des ersten Quartals 2024 abgeschlossen sein. Mitmachen können alle Kommunen, Gewässerverantwortliche oder Wehrbesitzer, die sich entschließen dem jeweiligen Bach oder Fluss wieder ein Stück Freiheit zurückzugeben und für den Rückbau der Barriere eine finanzielle Unterstützung wünschen.

Viele Blockaden inzwischen ungenutzt

Mitmachen lohnt sich, denn unseren Flüssen geht es nicht gut. Im Gegenteil. Sie sind krank. Sie sind eingedeicht, kanalisiert, aufgestaut und ausgeleitet – und können so ihre ökologischen Funktionen nicht mehr erfüllen. Das zeigt auch der letzte Bericht des Umweltbundesamtes zum Zustand der deutschen Gewässer. Nur 9 Prozent erreichen den von der EU in der Wasserrahmenrichtlinie geforderten „guten Zustand“, bzw. das „gute ökologische Potenzial“. Gründe für die Verfehlung der Ziele gibt es viele. Ein besonders wichtiger ist jedoch die fehlende ökologische Durchgängigkeit. Unsere Flüsse und Bäche werden von hunderttausenden Barrieren zerschnitten, die den Transport von Nährstoffen und von „Flussbaumaterial“ verhindern und lebenswichtige Wanderbewegungen vieler Organismen unterbrechen. Die Barrieren erfüllten und erfüllen vielfältige Aufgaben: Hochwasserschutz, Schiffbarmachung, Be- und Entwässerung landwirtschaftlich genutzter Flächen, Stabilisierung der Gewässersohle, Wasserkraftnutzung usw. Doch mittlerweile sind viele dieser Blockaden Jahrzehnte alt und werden längst nicht mehr genutzt. Ihr negativer ökologischer Einfluss besteht jedoch weiterhin.

Langsam findet ein Umdenken statt. Immer mehr Gewässerverantwortliche möchten mehr Leben in „ihr“ Gewässer zurückbringen. Werden Wanderbarrieren entfernt, können Fische ihre Laichgründe wieder erreichen und ihre winzig kleinen Nachkommen in den Flachwasserzonen der strukturreichen Gewässer wachsen und gedeihen. Terrestrische und semi-terrestrische Säugetiere finden in intakten Flüssen genug Nahrung. Und die Menschen macht ein gesunder, frei-fließender Fluss glücklich, hält das Wasser in der Landschaft, kühlt im Sommer, schützt vor Hochwasser, reinigt sich sogar selbst und ist unverzichtbarer Teil einer lebensspendenden Umwelt. Der hohe ökologische, kulturelle, ästhetische und ökonomische Wert eines frei-fließenden Flusses ist ein wertvolles Gut, welches es zu schützen gilt. Und es ist ein Zustand, auf den hingearbeitet werden sollte.

Weitere Informationen

https://www.wwf.de/werden-sie-flussbefreier

Dr. Ruben van Treeck, WWF

Anzeige: WWF

 

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