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(GZ-17-2024 - 12. September)
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Wer auch künftig mit Bargeld bezahlen möchte, sollte es heute nutzen

 

Ein Kommentar von Dr. Jürgen Gros

Mitunter ist das so eine Sache mit der Wirklichkeit, den Wünschen und der Zukunftserwartung. Trefflich nachvollziehen lässt sich das am Verhältnis der Deutschen zum Bargeld. Neulich hat die Bundesbank dazu (mal wieder) interessante Fakten geliefert. Wenig überraschend: Mit Bargeld zahlen die Bundesbürger nicht mehr so oft wie früher. Ein Trend, der sich nicht nur in den Corona-Jahren beschleunigt hat, sondern auch danach weiter anhält. Interessant: An der Akzeptanz liegt es (noch) nicht. Bargeld würde bei 94 Prozent aller Bezahlvorgänge vor Ort angenommen, wenn der Kunde denn cash zahlen wollte. Aber auch hier: Die Bereitschaft, am Point of Sale bar zu kassieren, lässt sukzessive nach. Bei alledem bemerkenswert: Die Mehrheit der Deutschen möchte auch in Zukunft mit Bargeld den Einkauf begleichen können, erwartet jedoch zugleich einen weiteren Rückgang der Bargeldnutzung.

Dr. Jürgen Gros. © Barbara Obermaier
Dr. Jürgen Gros. © Barbara Obermaier

Klingt irgendwie typisch Deutsch: Für alle Fälle am Bewährten (Bargeld) sicherheitshalber festhalten, aber mindestens so gerne das Bequeme (unbare Zahlungsmittel wie Geldkarte, Smartphone oder -watch) nutzen wollen und dabei eine eher triste Zukunftserwartung pflegen. Die Deutsche Bundesbank ist da übrigens optimistischer. Sie hat sich mit der Zukunft des Bargeldes beschäftigt und hierzu eine Untersuchung in Auftrag gegeben.

Zwar haben Zukunftsprognosen letztlich ein gerüttelt Maß an Ungewissem. Die Quintessenz der Anfang des Jahres vorgelegten Studienergebnisse der Frankfurter Bundesbanker hat gleichwohl etwas Beruhigendes: Zwar wird auch in den nächsten 15 bis 20 Jahren der Anteil von Bargeld an den Gesamttransaktionen im Vergleich zu heute weiter rückläufig sein.

Verschwinden wird das Bargeld jedoch vermeintlich nicht. Allein schon deshalb, weil es gegenüber unbaren Zahlungsmitteln drei unschlagbare Vorteile hat. Vereinfacht formuliert lauten diese: Es kann zu jeder Zeit unterm Kopfkissen (oder sonst wo) gehortet und bei Bedarf wieder hervorgeholt werden, bietet im Vergleich zu digitalen Bezahlmitteln allen gesellschaftlichen Gruppen Inklusion und ist schließlich widerstandsfähig gegen Unwägbarkeiten in technischen/digitalen Paymentstrukturen.

Heute Bargeld nutzen

Ungeachtet dessen: Wer künftig im Fall der Fälle mit Bargeld zahlen möchte, der sollte das heute auch schon tun. Und je mehr es tun, desto besser. Das nimmt denen Wind aus den Segeln, die regelmäßig den Abgesang auf den baren Euro anstimmen, womöglich auf die selbsterfüllende Prophezeiung setzen und die Zukunft interessengeleitet im digitalen Bezahlen sehen. Zugleich geben die Barzahler auch jenen Rückenwind, die sich politisch für den Erhalt des Bargelds einsetzen.

Politische Initiativen pro Bargeld gibt es immerhin einige – und sie dürfen durchaus als ernsthaft gelten. Erinnert sei an den Verordnungsvorschlag der EU-Kommission, der neben anderem vorsieht, regelmäßig den Zugang zu und die Akzeptanz von Bargeld zu analysieren. Erklärte Absicht der Brüsseler Behörde ist es, das Euro-Bargeld als gesetzliches Zahlungsmittel zu stärken. Auch die Gründung des Nationalen Bargeldforums der Bundesbank zahlt auf dieses Ziel ein. Und das Vorhaben, eine neue Euro-Banknotenserie aufzulegen, ist ebenfalls ein positives Signal.

Ein Ausrufezeichen zugunsten des Bargelds setzte zuletzt übrigens die Sveriges Riksbank – also die schwedische Nationalbank im skandinavischen Musterland des digitalen Bezahlens. In ihrem Payment-Report 2024 fordert sie Regierung und Parlament unumwunden auf, „die Möglichkeit der Barzahlung für lebenswichtige Güter zu untersuchen.

Dies sollte zu einem stärkeren Schutz des Bargelds führen.“ Warum? Weil sie sicherstellen möchte, dass ein jeder zahlungsmäßig in der Lage ist, „eine Krisensituation in Friedenszeiten oder einen erhöhten Alarmzustand zu bewältigen.“ Nun mag man einwenden, dass es in Schweden ja auch keine Verpflichtung der Händler gibt, Bargeld anzunehmen. Das ist richtig. Freilich:

Es im Euro-Raum und in Deutschland erst gar nicht so weit kommen zu lassen, ist das, was Kunden, Händler, Dienstleister, Gastronome, politische Entscheider und Euro-Zentralbanker vom beachtlichen Strategieschwenk der schwedischen Reichsbank lernen können.

Über unseren Autor

Der an der Ludwig-Maximilians-Universität in München promovierte Politikwissenschaftler Jürgen Gros (*1969) war zwei Jahrzehnte im Management verschiedener bayerischer Verbände tätig, zuletzt als Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern. Schwerpunktmäßig beschäftigt er sich mit finanzwirtschaftlichen und mittelstandspolitischen Themen.

Dr. Jürgen Gros


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